In der Goethe-Stadt wird es kompliziert
Weimarer Ermittlerin an der Strip-Stange, kleine Bestien und andere Ver(w)irrungen.
Auch finnische Auftragskiller haben es nicht leicht. Während einer dieser nordischen Berufsmörder in das Haus eines betagten Millionärs einsteigt, versucht er telefonierend die Beziehung zu seiner Freundin „Pupu“zu retten. Diese will ihm nicht glauben, dass er gerade seiner „Arbeit“nachgeht. Um sie zu beruhigen, verspricht der gar nicht beängstigende Auftragskiller gutmütig, es wäre seine letzte „Geschäftsreise“. Womit er recht behält, überrascht ihn doch kurz darauf die junge Liebschaft seines Mordopfers. Die schöne Witwe hat allerdings aufgrund eines haarsträubend schlechten Ehevertrags kein Motiv. Pech gehabt. So weit, so absurd sind die ersten 150 Sekunden des neuen Weimarer „Tatorts“(ORF 2, ARD, 20.15 Uhr).
An den Höhepunkt der Faschingszeit erinnert bei den Ermittlungen von Dorn (Nora Tschirner) und Lessing (Christian Ulmen) nur wenig. Der Humor wird in Weimar traditionell sehr trocken serviert. Polizeiärztin: „Hat drei Schüsse abbekommen: Hirn, Herz, Hoden.“Dorn: „H, H, H – ein Clown?“Ebenfalls unterhaltsam der Dialog der Bettund Bürokollegen, ob ihr Sohn eher eine Intelligenz-Bestie oder nur eine Bestie sei.
Dem lakonischen Sprachwitz bleibt Murmel Clausens Drehbuch konsequent treu, ansonsten streut die Handlung heute ungewohnt breit: Ein geplantes „Goethe-Geomuseum“sorgt in Weimar für Zwiespalt, jeder will dafür (teuer) Grund verkaufen. Da muss gründlich recherchiert werden, etwa im Bordell „Chériechen“, in dem Kommissarin Dorn einige ungewollt klamaukige Runden an der StripStange dreht. Oder in einem Steinbruch, wo nicht jeder Stein auf dem anderen bleibt. Wer in dieser Episode nicht aufpasst, verliert schnell den Faden. Weimar, du bist gut. Aber du kannst es besser.