„Das Denken hat sich völlig verändert“
UEFA-Präsident Aleksander ˇCeferin glaubt an die Läuterung im Fußball, will für die Kleinen kämpfen und hält Salzburg die Daumen.
Aleksander Cˇeferin ist eine gespaltene Persönlichkeit. Als Slowene wird der 50-jährige Jurist zum Anwalt der Kleinen, aber als UEFA-Präsident ist er ein führender Repräsentant des Fußball-Machtapparats. Seit September leitet Cˇ eferin den größten und einflussreichsten Kontinentalverband im Weltfußball, und einiges, so sagt der anlässlich des Länderspiels nach Klagenfurt gekommene Laibacher, sei in diesen eineinhalb Jahren passiert.
Vor allem, so betont Ceferin, ˇ habe sich das grundsätzliche Denken im Inneren der Organisation verändert. Als er bei seiner Wahl verlautbarte, er werde seine eigene Amtszeit beschränken, sei er von den institutionalisierten
Funktionären mit großen, ratlosen Augen angeschaut worden. „Warum tust du das? Das musst du doch gar nicht“, hatte er zu hören bekommen. „Diese Zeiten sind vorbei, die Einstellung ist eine andere und wir sind auch viel transparenter geworden.“Cˇ eferin heftet sich also einen Sinneswandel im zuvor (unter Vorgänger Michel Platini und FIFA-Chef Joseph Blatter) von Korruption & Co. infiltrierten Apparat auf seine Fahnen. Doch seine Möglichkeiten sind limitiert, den Einfluss der großen Player vermochte er bisher nicht zu reduzieren. Die Champions League droht zu einem Inzuchtverein der vier, fünf größten Nationen zu verkommen. „Man darf eines nicht vergessen: Die fünf größten Nationen tragen 80 Prozent zum Budget bei, bekommen aber nur 60 Prozent zurück.“Cˇeferin hat dennoch Ideen, wie man der Übermacht begegnen kann. Die Anzahl der registrierten Spieler pro Klub sollte verkleinert werden, Leihverträge gehörten verboten. Strafgelder bei Verstößen sollten ausschließlich kleinen Nationen zugutekommen. Und er verspricht: „Solange ich Präsident bin, wird die Champions League keine geschlossene Gesellschaft werden.“
Apropos klein: Österreich hat in Gestalt des FC Salzburg die Chance, den Europa-LeagueSieger 2018 zu stellen. „Als Präsident muss ich eigentlich neutral bleiben, aber als Nachbar würde es mich schon sehr freuen, wenn es Salzburg schafft.“Aber dass Wien ein „moderneres“Stadion braucht, weiß auch Cˇ eferin. „Das wäre wichtig.“
Der Videobeweis sei auf internationaler Ebene noch zu unausgereift. „Die Champions League ist kein Experimentierfeld“, sagt Cˇ eferin, meint aber, der Videobeweis „wird sich in der Zukunft sicher etablieren“.