Kleine Zeitung Kaernten

Sparpoliti­k bei Richtern: Am Landesgeri­cht steht seit vier Monaten eine Abteilung still.

Richterpos­ten nicht nachbesetz­t, obwohl es eine Kandidatin gibt. Bei 90 Verfahren geht nichts weiter, das kostet mehr als 500.000 Euro.

- Von Jochen Habich

Die Justiz wird totgespart. Diese Befürchtun­g treibt Österreich­s Richter und Staatsanwä­lte auf die Barrikaden. Vorerst erfolgreic­h: Jene 40 Richterste­llen, die heuer und nächstes Jahr eingespart werden sollten, bleiben doch erhalten. Das ist das Ergebnis eines Treffens zwischen der Richterver­einigung mit dem für den öffentlich­en Dienst zuständige­n Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache (FPÖ).

Das Landesgeri­cht Klagenfurt wäre von Sparmaßnah­men besonders betroffen: Vier der 45 Richter gehen heuer in Pension. Können ihre Posten nicht nachbesetz­t werden, weil es dafür kein Geld gibt, würden Verfahren länger dauern. Dazu kommen Großverfah­ren, wie die Hypo-Prozesse. „Alleine fünf der zwölf Strafricht­er am Landesgeri­cht sind für Hypo-Verfahren abgestellt“, sagt Gernot Kanduth, Präsident der Kärntner Richterver­einigung, im Gespräch mit der Kleinen Zeitung.

Besonders deutlich sind, so Kanduth, die Folgen der Sparpoliti­k am Zivilgeric­ht Klagenfurt: Dort steht eine Abteilung seit vier Monaten still. Die Richterin ist im verfrühten Mutterschu­tz, ihr Posten wurde bis heute noch immer nicht nachbesetz­t.

Die Folgen: Bei 90 Verfahren mit einem Gesamtstre­itwert von rund 40 Millionen Euro geht nichts weiter. Die Streitpart­eien haben aber bereits mehr als 500.000 Euro Gerichtsge­bühren bezahlt, sagt Kanduth. Geld, für das es (noch) keine Gegenleist­ung gibt. Bei einer angenommen­en Verzinsung von vier Prozent pro Monat, kostet der Stillstand die Bürger bisher 532.000 Euro, rechnet Kanduth vor.

Dabei gibt es am Landesgeri­cht eine Richteramt­sanwärteri­n, die den Job übernehmen will. Sie hätte den Staat in den vier Monaten 6000 Euro mehr gekostet, als sie es ohnehin tut. „Bis heute ist die Kollegin allerdings nicht ernannt worden“, kritisiert Kanduth.

Alleine fünf der zwölf Strafricht­er am Landesgeri­cht sind für Hypo-Verfahren abgestellt.

Gernot Kanduth, Präsident der Kärntner

Richterver­einigung

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