Wenn Briefmarken über eine untergegangene Welt erzählen
Das dürfte schon etlichen Menschen passiert sein: Beim Wühlen auf dem Dachboden der Eltern, Großeltern, Tanten oder Onkels findet sich ein altes Briefmarkenalbum und darin sind dann Postwertzeichen aus Ländern, die einem nicht geläufig sind. Der norwegische Wissenschaftler und Architekt Björn Berge hat aus diesem Schatz des untergegange- nen Wissens einen „Atlas der verschwundenen Länder“(dtv, 240 Seiten, 26,80 Euro) zusammengestellt. Weltgeschichte in 50 Briefmarken nennt er seine Reise in die Vergangenheit und es ist eine amüsante Fahrt durch kuriose geografische Gebilde. Berge versteht es, teilweise dramatische Geschichte(n) im Plauderton so zu verpacken, dass sie unterhaltsam bleiben. So erzählt er zum Beispiel die Geschichte von Batumi, die auch gleichzeitig eine Geschichte von „der Gier der Großmächte nach Öl“ist. Ein kleiner Zipfel Georgiens am Schwarzen Meer, der das rege Interesse des britischen Empires geweckt hat. Oder das kurze Leben des Freistaates Fiume an der Adriaküste. Die Marken sind aber nicht nur das Vehikel für die Erzählungen, sondern schreiben oft selbst Geschichte. So wie jene von der Sabotage mit Briefmarken auf den Kanalinseln im Sommer 1944. Aber lesen Sie selbst in diesem außergewöhnlichen Album. Es ist eine lohnende Investition, auch wenn die Zeit des Briefmarkensammelns längst vorbei scheint.