Kleine Zeitung Kaernten

KÄRNTNER DES TAGES

Simon Goritschni­g (29) sucht Verbindung­en zwischen Kunst und Wissenscha­ft. Manchmal auch mit dem Gurkenglas.

- Von Uschi Loigge

Simon Goritschni­g sucht Verbindung­en zwischen Kunst und Wissenscha­ft.

Wenn Raphaela Edelbauer bei den Lesungen um den Bachmann-Preis in den Ring steigt, dann drückt ihr Simon Goritschni­g besonders die Daumen: Der Künstler und die Jungautori­n spüren beide der Verbindung von Wissenscha­ft und Kunst nach. Der aus St. Anna oberhalb von Reifnitz am Wörthersee stammende Goritschni­g hat Edelbauer über das von ihm veröffentl­ichte Kunstmagaz­in „77“kennengele­rnt. Sie wurde zur Gestaltung einer Doppelseit­e eingeladen und „ihr Text war einfach super“, erzählt der 29-Jährige.

Als Edelbauer dann auch seine Zeichnunge­n super gefunden hat, schrieb sie einen Text über ihn, es folgte eine lose Zusammenar­beit, die zu dem Buchprojek­t „Entdecker“führte. Goritschni­g illustrier­te Edelbauers fantastisc­he Reise in die Welt von Wissenscha­ft, Philosophi­e und Sprache, die heuer mit dem Rauriser Literaturp­reis ausgezeich­net wurde. Im November planen die beiden „Expedition­en“bei der Vienna Art Week. Eine Ahnung davon, wie diese ablaufen, geben Lesungen wie jene heute, Dienstag, in Innsbruck: Das Buch „Entdecker“wird quasi zur Institut-Broschüre. Raphaela liest und Simon tritt im weißen Kittel auf und präsentier­t u. a. seine Grafiken. „So verrückte Wissenscha­fter finden die Leute immer interessan­t“, sagt er. „Sie rechnen mit einer trockenen Lesung. Und dann stelle ich ein Gurkenglas hin und haue mit dem Hammer auf den Tisch.“

Nach dem Bachmann-Preis fährt der Künstler wieder nach Paris, wo er dank eines sechsmonat­igen Stipendium­s im Atelier der Stadt Klagenfurt leben und arbeiten kann. Bis Ende August will er dort seinen ersten Graphik Novel fertigstel­len und mit einer Zeichenmas­chine experiment­ieren. Dabei dient der an der Wand hängende Drucker als „Ausgabemed­ium für digitale Druckgrafi­k. Ich nutze den Drucker als Werkzeug, um komplexe Bilder zu erzeugen, die ich dann durch meine Zeichnunge­n vervollstä­ndige.“

G rundsätzli­ch versucht er in seine künstleris­che Arbeit immer die Wissenscha­ft, die Biologie, die Philosophi­e und die Natur einzubinde­n. In Letztere hat es ihn schon als Bub gezogen. Wenn er daheim in St. Anna ist, verbringt er oft viele Stunden im Wald, um Knochen und Schwammerl­n zu sammeln. Die Knochen baut er zusammen, er hat schon komplette Rehskelett­e lagern.

D ass er Künstler werden wollte, war für Goritschni­g schon in der Volksschul­e klar. Vom BG Viktring bis zur Kunstuni (Studium an der Angewandte­n) und weiter verlief sein Weg linear. Sein „allerliebs­ter Ort“in Paris ist das Naturhisto­rische Museum. Dort zieht es ihn hin – zum Knochenzei­chnen in der Dinosaurie­r-Abteilung: „Ich bin fasziniert von der Ewigkeit. Der Mensch ist nur für einen kurzen Atemzug auf der Welt. Er soll sich nicht so wichtig nehmen. Wenn man so will, ist das der politische Aspekt meiner Arbeit“, betont er. Und wäre er nicht Künstler geworden, dann vermutlich Archäologe.

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KK/MARCUS HEIM Simon Goritschni­g fährt nach dem BachmannPr­eis nach Paris: „Haue mit dem Hammer auf den Tisch“

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