Kein Platz für Dichter und Liebende
Im Käfig gesellschaftlicher Konvention lässt Dmitri Tcherniakov seine Protagonisten umkommen – Eugen Onegin triumphiert in Wien.
Geste für den eifersüchtigen Lenski, dessen Leiden die Enttäuschte allein versteht. Am Ende führt Tcherniakov Tatjana, anders als üblich, in eine reife Ehe mit dem Fürsten Gremin. Wie die junge Debütantin diese Hochschaubahn der Gefühle spielt und singt, markiert den Höhepunkt des Abends.
Als Onegin debütiert der aus Graz bestens bekannte Andrè
Schuen als neues Ensemblemitglied. Steif und stolz durchschreitet er Tcherniakovs riesige Bühnenräume, stets seiner Verführungskraft bewusst. Am Ende bleibt von der Herrlichkeit des Dandys nur die samtige Stimmpracht.
Bogdan Volkov, der schon in Moskau dabei war, singt einen berührend innigen Lenski. Erstaunlich, dass er zum ersten
Lyrische Szenen in drei Akten von Piotr. I. Tschaikowski nach Puschkin
Regie und Bühne: Dmitri Tcherniakov
Dirigent: Tomás Hanus leitet das Staatsopernorchester und den Slowakischen Philharmonischen Chor
Kostüme: Maria Danilova
Eugen Onegin: Andrè Schuen
Tatjana: Nicole Car
Termine: 28., 31. 10.,3., 6. 11.
Karten: 01 51444 7880
Bewertung:
Mal am Haus zu hören ist, wie auch Anna Goryachova als quirlige Olga und Dimitry Ivashchenko als souveräner Gremin. Tomáˇs Hanus entlockt dem Staatsopernorchester betörend schöne Details, wählt aber teils überdehnte, teils überhastete Tempi.
Das Publikum dankte begeistert für einen rundum stimmigen Opernabend.