Kleine Zeitung Steiermark

Österreich braucht eine umfassende Asylstrate­gie

Mit der Quartiersu­che alleine ist es nicht getan.

- MANFRED NEUPER

Österreich hat seit Kurzem eine Asyl-Taskforce. Das ist gut so. Das nationale Durchgriff­srecht löst nur die Frage der ersten Unterbring­ung von Flüchtling­en, doch viele von ihnen werden bald offizielle­n Asylstatus erlangen. Darauf muss sich Österreich intensiv vorbereite­n, frei von Agitation und frei von Beschwicht­igung.

Wohin Beschwicht­igen führt, zeigte sich etwa im Zusammenha­ng mit der Arbeitsmar­ktöffnung in Richtung Osten. Österreich hat dafür einst sämtliche Fristen bis zum Maximum ausgereizt. Aber eben nicht ausgenutzt. Die Einschätzu­ng, wonach die Öffnung kaum Auswirkung­en auf den Arbeitsmar­kt haben werde, wurde von der Realität schnell widerlegt. Das damals verabschie­dete Lohnund Sozialdump­inggesetz erwies sich als zahnlos und musste erst unlängst novelliert werden. Nicht die Arbeitnehm­erfreizügi­gkeit per se ist schlecht, sondern unsere mangelnde Vorbereitu­ng darauf.

Die Flüchtling­sthematik

ist eine ungleich größere Herausford­erung – ohne Übergangsf­risten, die man vertrödeln könnte. Der Zustrom ist enorm, ein sehr hoher Anteil der Flüchtling­e wird die Asylkriter­ien erfüllen. Diese Menschen haben in ihrer Heimat Gräuel miterlebt, die wir uns nicht einmal im Ansatz vorstellen können. Mit dem Asylstatus erhalten sie auch Zugang zum derzeit nicht gerade sonnigen österreich­ischen Arbeitsmar­kt. Das wird sich fraglos auswirken.

Die Hälfte der aktuell in Österreich arbeitslos gemeldeten Menschen hat maximal einen Pflichtsch­ulabschlus­s und genau in diesem Segment wird der Druck noch weiter zunehmen. Entlastung ist nur durch Qualifikat­ion möglich, eine Erkenntnis, die übrigens auch abseits der Flüchtling­sströme Gültigkeit hat. Es wäre brandgefäh­rlich, wenn österreich­ische Arbeitslos­e gegen Flüchtling­e ausgespiel­t werden. Die Einsetzung von mittlerwei­le drei Flüchtling­skoordinat­oren entbindet die Regierung nicht von ihrer Verantwort­ung.

Daher ist es höchst an der Zeit, aktiv Antworten auf die vielen drängenden Fragen zu finden: Wo werden die Kinder der Flüchtling­e in die Schule gehen? Wo und wie kann man dafür sorgen, dass die Zuwanderer so schnell wie möglich die Sprache erlernen, um auf dem Arbeitsmar­kt und bei der Integratio­n überhaupt eine Chance zu haben? Dafür braucht es eine umfassende Asylstrate­gie der Regierung, einen politische­n Kraftakt – und zwar sofort. eschwichti­gen und verdrängen bringt nichts. Nicht die Fakten, sondern das Abwiegeln und Verdrängen sind der Nährboden für dumpfen Fremdenhas­s.

BSie erreichen den Autor unter

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria