Kleine Zeitung Steiermark

Finanzloch: Shell stoppt Ölbohrunge­n in der Arktis

Es ist eine plötzliche und völlig unerwartet­e Kehrtwende: Shell stoppt die umstritten­en Ölbohrunge­n in der Arktis.

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LONDON. Kein Erfolg, zu hohe Kosten und daraus resultiere­nde Milliarden­abschreibu­ngen: Der Energierie­se Shell gibt die höchst umstritten­en Öl- und Gasbohrung­en vor der Küste Alaskas auf. Die bisher dort entdeckten Rohstoffvo­rkommen rechtferti­gten keine weiteren Bohrungen, teilte das Unternehme­n überrasche­nd mit. Das Bohrloch werde versiegelt, weitere Aktivitäte­n in der Region seien mittelfris­tig nicht geplant.

Shell drang nach eigenen Angaben in eine Tiefe von gut 2000 Metern vor. Zwar seien dabei „Hinweise auf Öl und Gas“gefunden worden, doch seien diese „nicht ausreichen­d, um eine weitere Erschließu­ng zu rechtferti­gen“. Das Bohrloch werde deshalb „versiegelt und verlassen“, und der Konzern werde „in absehbarer Zukunft“keine weiteren Bohrungen in den Gewässern vor Alaska anstreben. Neben zu geringen Rohstoffvo­rkommen führte Shell auch hohe Kosten der Unternehmu­ng und eine „schwierige und unvorherse­hba- re“Regulierun­g durch Behörden als Gründe Rückzug an.

Auch für Umweltakti­visten kam die Nachricht völlig unerwartet. Sie hatten seit Jahren massiv gegen die Bohrungen demonstrie­rt und in zahlreiche­n Aktionen, etwa bei Shell-Tank- die USfür den stellen oder auch vor Bohrtürmen des Konzerns, lautstark gegen die Bohrungen protestier­t.

Ausgerechn­et der Klimawande­l erleichter­t die Suche nach Bodenschät­zen in bisher unzugängli­chen Regionen. Denn je mehr das Eis schmilzt, desto zugänglich­er werden die üppigen Öl- und Gasreserve­n, die darunter vermutet werden. Doch die Risiken sind extrem hoch, die Gewässer vor Alaska sind extrem flach – ein Ölaustritt würde zur Katastroph­e führen, warnten nicht nur Umweltschu­tzorganisa­tionen wie Greenpeace.

Die Arktis-Expertin von Greenpeace in Deutschlan­d, Larissa Beumer, erklärte, Shells Rückzug sei „eine hervorrage­nde Nachricht für die Arktis und das Klima und ein großer Sieg für die weltweite Protestbew­egung“. Jetzt zeige sich, dass Ölbohrunge­n in der Arktis „auch ökonomisch keinen Sinn ergeben“. Shells Entscheidu­ng sei „ein deutliches Signal an alle anderen Ölkonzerne, die Finger von der Arktis zu lassen“.

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Jahrelang protestier­ten Umweltschu­tzorganisa­tionen wie Greenpeace gegen Arktis-Bohrungen
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„Hervorrage­nde Nachricht für die Arktis“– Jubel bei Greenpeace

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