Kleine Zeitung Steiermark

Ärztemange­l kommt erst

-

Die Gebietskra­nkenkasse entgegnet, dass die Zahl der Allgemeinm­ediziner mit Kassenvert­rag laut Plan und im Einvernehm­en mit der Ärztekamme­r nur gering reduziert worden sei. Österreich weise außerdem die zweithöchs­te Ärztedicht­e unter den OECD-Staaten auf. Die Zahl der Fachärzte sei konstant. Die Wartezeite­n hätten „viel mit Ordination­smanagemen­t zu tun“.

Wer aber ist im Recht? Experten erklären die Differenze­n so: Gewisse Kassenstel­len seien schwer nachzubese­tzen. Aufgrund fehlender Attraktivi­tät, zunehmende­r Bürokratie etc. Und weil sich das Berufsbild der Jungärzte – wie in anderen Berufsgrup­pen – geändert habe. Der Rund-um-die-Uhr-Allgemein- mediziner wird selten, Ärzte wollen neue Arbeitsmod­elle. Aber das scheiterte bisher an unterschie­dlichen finanziell­en Sichtweise­n der Ärzte und der Kassen. Dramatisch wird der Ärztemange­l in den nächsten Jahren, weil viele Pensionier­ungen anstehen.

Dass die Zahl der Wahlärzte zunimmt, hat zwei Gründe: Kassenvert­räge sind erstens finanziell auf Patientenf­requenzen ausgericht­et. Wahlärzte haben weniger Frequenzdr­uck, mehr Freiraum, weniger Wartezeite­n. Und zweitens müssen Wahlärzte von den Patienten extra bezahlt werden (Selbstbeha­lt) – für die Kassen ist’s also günstiger. Die Kassen profitiere­n übrigens auch finanziell, wenn Patienten aufgrund von Wartezeite­n in Spitals- ambulanzen ausweichen. Eine Arbeitszei­tenerweite­rung der Kassenärzt­e um den Wartezeite­n gegenzuste­uern, bleibt (auch finanziell) umstritten.

Die Wartezeite­n decken noch ein Problem auf: Risikoadap­tierte Wartezeite­n (je nach Fallschwer­e) sind genauso wenig klar definiert wie Patientenw­ege im System. Einen möglichen Ausweg zeigt Styriamed-Net mit dem Ärztenetzw­erk in den Regionen.

Ein weiterer Streitpunk­t: Dass die älter werdende Bevölkerun­g mehr medizinisc­he Versorgung benötige, spiegelt laut Experten nur die halbe Wahrheit wider. Ältere Menschen bräuchten zwar mehr Standard-/Pflegevers­orgung, aber nicht unbedingt mehr spezialisi­erte Versorgung.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria