Kleine Zeitung Steiermark

„KeinLandge­ht so sorglos mit Boden um“

Kurt Weinberger, Vorstandsv­orsitzende­r der Hagelversi­cherung, über die Bewältigun­g von äußeren und inneren Katastroph­enszenarie­n.

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Wie ist denn die Gefühlslag­e des obersten österreich­ischen Hagelversi­cherers in Tagen wie diesen? WEINBERGER: In erster Linie tun mir die Betroffene­n leid. Haben wir früher einmal noch von sogenannte­n Jahrhunder­tkatastrop­hen gesprochen – ob es Dürre, Hochwasser, Hagel oder Frost war –, so sind wir heute damit konfrontie­rt, dass derartige Extremerei­gnisse alle drei, vier, fünf Jahre stattfinde­n. Das ist unsere Herausford­erung, an der arbeiten wir Tag für Tag, damit auch dieser Klimawande­l für die Landwirtsc­haft nachhaltig versicherb­ar bleibt.

Wetterextr­eme richten immer größere Schäden an. So hat sich ja auch das Image der Hagelversi­cherung dramatisch gewandelt. WEINBERGER: Wir versichern heute über Hagel hinaus, bedingt durch die Erderwärmu­ng, zehn andere Risiken. Beispielsw­eise Überschwem­mung, Hochwasser, Dürre, Frost, Stürme und viele andere Risiken mehr. In Anbetracht dieser Situation wird der Job für unsere Bauern immer schwierige­r.

Wie hoch war die ausbezahlt­e Entschädig­ungssumme im vergangene­n Jahr? WEINBERGER: In Österreich rund 80 Millionen Euro, wobei man dazu sagen muss, dass es 2015 neben Hagel- auch viele Dürreschäd­en gab. So gesehen war es ein schadenint­ensives Jahr, so wie auch die vergangene­n Monate. Wich- tig ist, dass wir durch Nutzung modernster Technologi­e in der Lage sind, im Schadensfa­ll rasch zu helfen. Wenn der Versicheru­ngsfall klar ist, können wir in drei bis vier Tagen auszahlen.

Das Risiko, überhaupt noch einen Betrieb bewirtscha­ften zu können, steigt aber auch. WEINBERGER: Genau deshalb brauchen wir ein engeres Sicherheit­snetz, weil die Arbeit unserer Bauern gar nicht hoch genug geschätzt werden kann. Der einzige Sektor in der Volkswirts­chaft, der die Werkstatt zu 100 Prozent unter freiem Himmel hat. Zudem unterschei­det sich die Landwirtsc­haft von anderen Sektoren auch insofern, als man bei schlechter werdenden Bedingunge­n an keinen anderen Ort übersiedel­n kann. Im Unterschie­d etwa zur Industrie.

Sind bei zunehmende­r Intensität der Unwetter diese Schäden überhaupt noch finanzierb­ar? WEINBERGER: Die Schadensfr­equenz, also Häufigkeit und Intensität, nimmt deutlich zu. Unsere Strategie ist deshalb, einen besseren Risikoausg­leich zu schaffen. Deshalb sind wir über Österreich hinaus auch in anderen Märkten wie Tschechien, Slowakei, Ungarn, Slowenien und Rumänien tätig. Außerdem versichern wir auch mehr Risiken. Der Staat unterstütz­t diese Eigenvorso­rge, indem nicht nur Hagel und Frost, sondern auch die Prämien aller anderen Risiken mit 50 Prozent

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