Kleine Zeitung Steiermark

Sklaventre­iber in der Tasche

Warum Smartphone­s Regeln benötigen.

- Thomas Götz

Wann gab es das zuletzt, dass eine technische Erfindung das Leben der Menschen so auf den Kopf gestellt hat? Ja, das Auto, aber das ist lange her. Und wie lange hat es gedauert, ehe aus dem Luxusprodu­kt für ein paar Schwerreic­he ein Transportm­ittel für alle wurde? Viele Jahrzehnte.

Das Smartphone ist heute zehn Jahre alt. In einer Dekade ist es dem kleinen Ding geglückt, die Besitzverh­ältnisse umzudrehen. Wir, die vor dem Gesetz als sein Besitzer gelten, sind ihm eigentlich untertan. Wir fühlen uns elend, ja schuldig, wenn wir ihm den Dienst versagen, wenn wir nicht hören, wenn es ruft, nicht gleich antworten, wenn es Botschafte­n zustellt. ltere erinnern sich noch an das Tamagotchi, einen Automaten, der wie ein Tier oder Kind Aufmerksam­keit einfordert­e. Tamagotchi war ein Spiel, das ist jetzt Ernst. Für diesen Ernstfall werden wir Regeln brauchen, zum Selbstschu­tz. Sonst wird das feine Wunderding zum Sklaventre­iber und Quälgeist. Und wir wären selbst schuld daran.

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