Eine Nachfolgerin nach seinem Bilde
Johanna Mikl-leitner soll Erwin Pröll nachfolgen. Von ihm hat sie ihr Handwerk gelernt.
Ochsentour nennt man das in Parteien, den langsamen Aufstieg von untergeordneten, unangenehmen Aufgaben bis in die lichten Höhen der Spitzenpolitik. Johanna Mikl-leitner hat sie absolviert, unter den wohlwollenden Blicken ihres Lehrmeisters Erwin Pröll. Ihm soll sie nun folgen in das Amt des Landeshauptmanns, so nicht noch Unvorhergesehenes geschieht. Im Frühjahr kommenden Jahres wird sie schon zeigen müssen, ob sie imstande ist, auch für sich selbst absolute Mehrheiten zu gewinnen. 50,3 Prozent konnte Erwin Pröll 2013 erringen, eine hohe Hürde.
Wie man das macht, hat die studierte Wirtschaftspädagogin seit den frühen 90er-jahren vorgezeigt. Sie organisierte die „Initiative für Erwin Pröll“, ein erstaunliches Gemisch aus sonst unvereinbaren politischen Haltungen. Fünf Jahre später war sie Geschäftsführerin der Landespartei, der nächste Härtetest für die Mutter zweier Töchter, ab 2003 Landesrätin für Europa- und Familienangelegenheiten sowie für Soziales.
Dass sie auch extremer Belastung standhält, zeigte sie ab 2011 im Innenministerium. Hier zog sie in den ruhigen Anfangsjahren Sebastian Kurz als Staatssekretär für Integration groß, hier versuchte sie in den Zeiten der Flüchtlingskrise, verlassen vom Rest der Regierung und ihrer Partei, Tritt zu fassen. Doch trotz hektischer Aktivität verfestigte sich das Bild heilloser Überforderung.
Knapp vor der Bundespräsidentenwahl holte Pröll sie wieder in die Landespolitik, zur Eingewöhnung und um ihren schärfsten Konkurrenten aus St. Pölten zu drängen: Wolfgang Sobotka. Dieser machte zu Wochenbeginn zähneknirschend den Weg frei. Mit 53 steht Mikl-leitner am Ziel ihrer politischen Karriere. Thomas Götz Mikl-leitner mit Lehrmeister Erwin Pröll