„Ich habe mit dem Geld eigentlich gar nichts gemacht“
Buchhalterin zahlte sich selbst erhöhte Löhne aus. Die 137.000 Euro verwendete sie, um eine gute Mutter zu sein.
Wenn die Gattin an einem gewöhnlichen Sonntag den Dialog mit den Worten „Ich muss dir was sagen“eröffnet, muss nicht zwingend Unheilvolles folgen. Kann aber, wie bei jener 40-jährigen Steirerin, die gestern in Graz vor Gericht stand. „Ich war perplex“, erinnert sich ihr Mann an jenen Sonntag zurück: „Sie sagte mir plötzlich, dass sie in der Firma Geld abgezweigt hat.“
Zweieinhalb Jahre lang hat die Angeklagte ihre Stellung als Lohnbuchhalterin einer Firma missbraucht. Weil sie an der Christian Penz Von Fall zu Fall Quelle saß, war es ein Leichtes, 137.000 Euro in Form von überhöhten Löhnen und Prämien auf ihr Konto zu überweisen.
Die Steirerin zeigt sich umfassend geständig. „Was aber haben Sie mit dem ganzen Geld getan?“, hakt Richterin Susanne Haas nach. „Ich eigentlich gar nichts, ich gab fast alles meinem Sohn. Er hatte Schwierigkeiten, hat sein Auto zusamenghaut“, sagt sie tränenerstickt. „Ich wollte alles tun, damit es nicht heißt, ich bin eine schlechte Mutter“, schildert die 40-Jährige leise ihr Motiv.
„Wir können nicht zur Tagesordnung übergehen“, meinte ihr Gatte seinerzeit nach dem Geständnis im Familienkreis. Also rief man noch an jenem Sonntag den Geschäftsführer an. Die Buchhalterin wollte reinen Tisch machen, bot sofort an, alles zurückzubezahlen.
DReinen Tisch machte die Steirerin allerdings nur, weil ihr bereits eine Betriebsprüferin auf die Spur gekommen war. as Schöffengericht verurteilt die 40-Jährige (schon bei einem früheren Arbeitgeber fiel sie durch ähnliche „Abrechnungen“auf ) zu zwölf Monaten bedingter Haft wegen Untreue. Dazu bekommt sie einen Bewährungshelfer zwecks Schuldenabbau. „Das ist Ihre letzte Chance“, meint die Richterin zu der Frau, deren Zukunft wohl nicht in der Lohnbuchhaltung liegt.