Kleine Zeitung Steiermark

Über den Wert von Nachrichte­n

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Eines gleich vorweg: Gezielt lancierte Gerüchte und daraus resultiere­nde Falschmeld­ungen hat es immer gegeben. Neu an den gegenwärti­gen „Fake News“ist neben der Intensität der Irreführun­g die schnelle, massive Verbreitun­g über digitale Plattforme­n, welche noch dazu die Bezeichnun­g soziale Medien tragen. Die nun einsetzend­e, längst fällige Diskussion darüber, wie man derartigen Entwicklun­gen begegnen soll, setzt in weiten Teilen zu kurz an. Es geht dabei nämlich nicht um die Verbreitun­g von satirische­n oder willkürlic­h erfundenen Nachrichte­n, welche (normalerwe­ise) für den mündigen Leser sofort erkennbar sind. Vielmehr handelt es sich dabei um Nachrichte­n, die von Menschen oder Maschinen (!) gezielt generiert und anschließe­nd in den digitalen Netzwerken verbreitet werden. Wesentlich ist, dass diesen Nachrichte­n weitgehend das Tatsachens­ubstrat fehlt, diese frei erfunden sind und damit eine bewusste Schädigung­sabsicht bezwecken. Gefährlich wird diese Form der Manipulati­onshandlun­g, weil jene fundamenta­len qualitativ­en Ansprüche, die in tradierten Medien publiziert­e Nachrichte­n umfassen, in den digitalen Netzwerken nicht erfüllt

„Konsumente­n von Facebook & Co vergessen, dass hier kein journalist­isches Korrektiv den Wahrheitsg­ehalt überprüft hat.“

Nwerden.

Denn eines vergisst der Konsument: Facebook, Twitter und Co sind Distributi­onskanäle, in welchen deren User Dinge verbreiten, die stimmen oder nicht stimmen können. Jeder, der Nachrichte­n aus diesen Kanälen konsumiert, muss sich also bewusst sein, dass kein journalist­isches Korrektiv den Wahrheitsg­ehalt der verbreitet­en Nachricht überprüft hat. Dass der Großteil der Inhalte damit – sollte man zumindest meinen – weitgehend wertlos ist, wäre somit die richtige, wohl logische Schlussfol­gerung. Damit nähern wir uns dem Systemprob­lem der weltweiten Medienwirt­schaft an, dessen Lösung vermutlich eine der entscheide­nden demokratie­politische­n Fragen der Gegenwart darstellt. ur wenn es den tradierten Medienunte­rnehmen gelingt, den Wert ihrer Nachrichte­n dem Leser zu erklären, kann der drohende – und schon eintretend­e – Schaden einer tief gehenden Manipulati­on abgewandt werden. Martin Zechner ist Lektor an der Montanuniv­ersität Leoben und Strategieb­erater

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