Mögliche Senderfusion bedroht Medienvielfalt
Sollte sich Prosiebensat.1 den Konkurrenten ATV sichern, schiene zwar ein Privatsender gerettet, die Medienvielfalt in Österreich würde aber weiter leiden.
FERNSEHMARKT
bert Kloiber. Der Wiener sagte letzten August, ATV sei sein „größter Fehler“gewesen, und brachte den Stein damit ins Rollen. Kloibers Verluste mit dem Sender gehen in eine zweistellige Millionenhöhe. Sehr kritisch sehen die mögliche Übernahme Medienprofis: „ATV im Bunde von Prosiebensat.1puls 4 hieße das Ende des letzten eigenständigen Privatsenders, der im Informationsbereich politisch einigermaßen ausgewogen aufgestellt ist“, sagt Kommunikationswissenschaftler Fritz Hausjell und präzisiert: „Denn Servus TV ist zwar eigenständig, aber den Launen eines Multimilliardärs unterworfen und droht im Informationsjournalismus zu Breitbart-tv zu verkommen. Wer medienpolitisch eine gewisse Mindestvielfalt im Privatfernsehen sicherstellen will, kann also eine Fusion weder gutheißen noch dieser zustimmen.“Medienberater Peter Plaikner stimmt zu: „Die Medienvielfalt wird keinesfalls gestärkt, sondern die europaweit nahezu einmalige Eigentümerkonzentration weiter verschärft. Nur ein Grund spricht für diesen Deal: ATV würde ansonsten wohl eingestellt.“Die deutsche Prosiebensat.1-gruppe würde mit seinen Sendern Prosieben, Sat.1, Puls 4, Kabel 1, Sixx sowie künftig ATV seinen Marktanteil hierzulande zwar nur von 15,6 auf 18,9 Prozent erhöhen (ORF: rund 33), allerdings stiege der Bruttowerbemarktanteil bei der Tv-werbung beträchtlich: von knapp 37 auf 44 Prozent. Der ORF lag im Vorjahr bei nur mehr 28,3 Prozent. Die Verunsicherung bei und rund um ATV ist derzeit groß: „Ich bin etwas ratlos, denn man weiß nie, was ein möglicher neuer Eigentümer umkrempeln möchte“, sagt Produzent Andreas Mannsberger, der für ATV u. a. „Wachzimmer Ottakring“oder „Das Geschäft mit der Liebe“verantwortet. Trotz der möglichen Übernahme von Prosiebensat.1 wäre der Erhalt von starken Marken wie „Bauer sucht Frau“und „ATV aktuell“wichtig. Denn nur eine Nachrichtenredaktion für Puls 4, Sat.1 Österreich, Prosieben Austria und ATV wäre journalistisch sehr bedenklich.
Christoph Steiner