Tennis erlebt eine Renaissance
Roger Federer, 35, ist nach der Verletzung wieder der Alte und steht wie Venus und Serena Williams im Finale von Melbourne.
D| EUROSPORT, SF 2 ie picksüße Geschichte erinnert ein wenig an das Jahr 2001, als Goran Ivanisevic in Wimbledon zu seinem einzigen Grand-slam-titel stürmte. Als chancenloser Außenseiter abgestempelt und ob seines mäßigen Rankings von den Veranstaltern gnadenhalber mit einer Wildcard ausgestattet, schlug der Kroate den Australier Rafter im fünften Satz 9:7.
Ebenfalls 16 Jahre ist es her, als an selber Stelle ein frecher Nobody aus der Schweiz die Wimbledon-karriere des siebenfachen Champions Pete Sampras im Achtelfinale beendete. Dies galt als eine der größten Sensationen im Welttennis, heute ist man ein bissl g’scheiter: Roger Federer obsiegte ebenfalls sieben Mal im All England Lawn Tennis & Croquet Club, in Summe hat der heute 35-Jährige 17 Mal bei Grandslam-turnieren zugeschlagen. SPORT-MIX
Alt mag das Eisen für einen Spitzensportler zwar scheinen, zu selbigem zählt Federer aber noch lange nicht. Auch, weil er seit einem halben Jahr kein wettbewerbsmäßiges Match mehr bestritten hatte, wurde der Schweizer von den sogenannten Experten abgeschrieben. Heute schreiben sie Lobeshymnen über das wohl größte Comeback seit Lazarus und Hermann Maier.
Bei den Australian Open erreichte der vierfache Melbourne-sieger das Endspiel, im semifinalen Duell zwang König Roger seinen Landsmann Stan Wawrinka mit 7:5, 6:3, 1:6, 4:6, 6:3 in die Knie und steht zum 28. Mal in einem Major-endspiel. Der Maestro, wie Federer genannt wird, zeigte sein gesamtes Schlagrepertoire, viel genialer kann man den Tennissport nicht ausüben, außer vielleicht, man erschießt den Gegner mit 300 km/h. Das wäre aber nicht so schön anzusehen. „Ich könnte im Moment nicht glücklicher sein“, sagte der geniale Oldie. „Nicht in meinen wildesten Träumen hätte ich daran gedacht, in Australien so weit zu kommen.“Am Sonntag spielt Federer entweder gegen den Spanier Rafael Nadal oder den Bulgaren Grigor Dimitrow. Die beiden duellieren sich heute ab 9.30 Uhr. Nadal, 30, ist 14-facher Grand-slam-turniersieger und führt gegen Federer im Headto-head 23:11, auch, weil oft auf Sand gespielt wurde. Federer sagt trotzdem: „Ich bin sein größter Fan.“
Auch bei den Damen sind die Oldies die Goldies. Im Semifinale schlug Serena Williams, 35, die 34-jährige Kroatin Lucic-baroni in nur 50 Minuten 6:2, 6:1, Schwester Venus, 36, besiegte Coco Vandeweghe 6:7 (3), 6:2, 6:3. Somit kommt es am Samstag zum 9. Sister Act in einem Grand-slam-finale. Serena hat mit 6:2 die Nase vorne. Vor 14 Jahren holte Serena ihren ersten Titel in Australien. Gegen Venus.