Kräftiges Schwingen des Vorschlaghammers
Mit knallbuntem Brachialhumor treibt Herbert Fritsch der „Komödie der Irrungen“den Shakespeare’schen Witz aus.
BURGTHEATER
Nicht ganz 14 Jahre ist es her, dass ich bei den Wiener Festwochen eine besondere „Romeo und Julia“-inszenierung des Königlichen Dramatischen Theaters Stockholm in Koproduktion mit dem Cirkus Cirkör sah: Eine hochartifizielle zirzensische Angelegenheit voll Spielwitz, Artistik, die sich ins Hirn eingebrannt hat.
Ob ich mich in 14 Jahren noch an Herbert Fritschs Inszenierung von Shakespeares „Komödie der Irrungen“erinnern werde? Das wage ich zu bezweifeln. Dieses für Shakespeare relativ kurze Stück ist ein Lehrbeispiel für die diversen Möglichkeiten von Verwechslungen, eine groteske Verwirrung um zwei Zwillingspaare, die durch ein Schiffsunglück in ihrer Kindheit bereits getrennt wurden und die nun in einem Fantasieephesus aufeinandertreffen.
Fritsch setzt bei seiner Regiearbeit für das Burgtheater auf Brachialhumor, wogegen an sich ja noch nichts einzuwenden wäre, doch kommt die knapp zweistündige Aufführung nicht vom Gestus des Ausstellens, des Plakativen weg. Und das ermüdet.
Der absolute Pluspunkt dieser Produktion ist der von Jakob Scheid mit Selbstspielmechanik ausgestattete Trompetenund Posaunenbaum, der wunderbar trötet. Unter alles andere als wunderbar fällt allerdings die befohlene Grimassierung und Augenrollerei. Am weitesten konnte Kerkermeister Merlin Sandmeyer die Zunge herausstrecken. Dafür bekam er keine Urkunde, sondern starken Schlussapplaus. Sebastian Blomberg als doppelter Antipholus und Simon Jensen als zweifacher Dromio dominieren das exaltierte Herumfuhrwerken auf der Bühne. Hermann Scheidleder zeigt wunderbare Komödiendisziplin.
In manchen Momenten erinnerte die Aufführung an eine Faschingssitzung in Kikeritzpatschen und dann wieder an den Versuch, an Monty Python anzuknüpfen.
Reinhold Reiterer Die Komödie der Irrungen. 27. Jänner, 4., 15., 22., 26. Februar, Burgtheater Wien. Karten: Tel. (01) 5131513. www.burgtheater.at