Wie Mars-stress im Oman belauscht wird
Eine der großen Frage bei einer künftigen Marsmission: Wie werden die Teilnehmer mit dem Stress fertig? Denn sie sind nicht nur weit von der Erde entfernt, sondern in gewisser Weise auf sich gestellt. Wegen der Funklaufzeit werden die Astronauten nicht so ohne Weiteres zu Hause nachfragen können, wenn es ein Problem gibt.
Genau das soll im Oman simuliert werden: Es wird künstlich eine Signalverzögerung von zehn Minuten eingebaut. Hagmüller wird nun gewisse Gespräche mit einem Set an Mikrofonen verfolgen und die Signale auch gleich analysieren. „Die Stimme transportiert viel mit. So kann man etwa aus der Stimme den Pulsschlag bestimmen“, erklärt Hagmüller. Ein ähnliches Experiment wurde bereits von Hagmüller erfolgreich in einer Antarktis-station durchgeführt. Projektleiter Martin Hagmüller
Mit verbesserter Hardware und raffinierterer Software will man probieren, einen Schritt weiterzugehen: Kann man den Stresslevel an den Stimmen erkennen, ohne den Inhalt analysieren zu müssen? Welche Indikatoren sind dazu am besten geeignet?
Hagmüllers Aufgabe ist es, aus dem Stimmengewirr von Teamsitzungen die Sprecher zu isolieren und zur Weiterverarbeitung bereitzustellen. Er erstellt dabei mit komplexen Algorithmen einerseits diverse statistische Auswertungen (Ist der Sprecher noch zu hören? Wie wird miteinander geredet? Fällt man sich ins Wort?). Zudem untersucht er Hunderte Parameter, ob sie sich zur Prognose eignen. Als Referenz werden die Stimmen von einem Team von Psychologen an der Universität Budapest inhaltlich bewertet.
Die Technologie ist freilich nicht nur für Mars-expeditionen von Interesse. „Vielleicht kann man in Zukunft schon im Vorfeld feststellen, ob jemand von Depressionen bedroht ist oder den Stress nicht mehr aushält“, sagt Hagmüller. Freilich: Noch ist das alles Zukunftsmusik, auch rechtlich steht da vieles noch in den Sternen. Industrie. Die inhaltliche Verantwortung liegt bei der Redaktion der Kleinen Zeitung.