Kleine Zeitung Steiermark

Zwischen Amtsgeheim­nis und Rederecht

- Von Ernst Sittinger

In der Landtagssi­tzung am kommenden Dienstag wird der Rechnungsh­ofbericht über die Gebarungsk­ontrolle der Gemeindeau­fsicht diskutiert. Nicht zu Wort kommen die Prüfer selbst, denn sie haben im Landtag kein Rederecht. Die FPÖ will dies jetzt ändern: Sie wünscht sich, dass sowohl die Präsidenti­n des Bundesrech­nungshofes, Margit Kraker, als auch Landesrech­nungshof-direktor Heinz Drobesch im Bedarfsfal­l im Landtag zu Prüfberich­ten Stellung nehmen dürfen. Das soll in der Landesverf­assung verankert werden.

Fpö-kontrollsp­recher und Kontrollau­sschuss-chef Marco Triller verspricht sich davon eine „zusätzlich­e Aufwertung“der Kontrollin­stanz. Vorbild ist das Rederecht im Nationalra­t sowie im Wiener Landtag. Auch in Oberösterr­eich gibt es diese Option – allerdings erst seit der Vorwoche. Und in Kärnten kann man den Rechnungsh­ofchef auf Antrag hinzuziehe­n.

Drobesch selbst hätte gegen die neue Befugnis klarerweis­e nichts einzuwende­n: „Ich werde mich dem nicht verschließ­en“, sagt er. Wichtiger wäre ihm aber, dass im Kontrollau­sschuss intensiver über die Inhalte der Prüfberich­te diskutiert wird.

Die FPÖ nützt Rh-berichte immer für Regierungs­kritik. Diesmal bringt sie gleich acht Anträge zu den Gemeindefi­nanzen ein. Parteipoli­tisch vereinnahm­t sieht sich Drobesch aber nicht: „Unsere Produkte können natürlich Basis für Opposition­sarbeit sein. Aber wir schreiben auch rein, wenn etwas gut läuft.“Wenig Freude hat Drobesch mit Rohbericht­en, die vorab bekannt werden – so etwa jüngst in Sachen Onkologie in den Landesspit­älern. Die Kleine Zeitung berichtete über Raumnot und Wartezeite­n. Drobesch: „Bis zur Fertigstel­lung des Endbericht­s liegt jetzt die Interpreta­tionshohei­t zu dem Thema beim zuständige­n Landesrat“(also Christophe­r Drexler, Anm.) Denn er, Drobesch, dürfe sich nicht äußern – das wäre als Bruch des Amtsgeheim­nisses strafbar.

Die erklärte Strategie von SPÖ und ÖVP, Opposition­santräge zur Bundespoli­tik im Landtag ausnahmslo­s niederzust­immen, treibt seltsame Blüten. So fordert Kpö-klubchefin Claudia Klimt-weithaler in einem Antrag, dem sich die Grünen anschlosse­n, einen Mindestloh­n von 1700 Euro. Ein Anliegen, das an sich auch SPÖ und ÖVP teilen. Sp-sozialland­esrätin Doris Kampus, an die sich der Antrag richtet, sagt sogar: „Politisch und persönlich kämpfe ich für diesen Mindestloh­n, er ist die beste Maßnahme.“

Dennoch werden SPÖ und ÖVP den Antrag am Dienstag im Landtag aus Prinzip ablehnen. Als Ersatz bringen sie einen Abänderung­santrag ein, der nacherzähl­t, was im Bund geschehen ist: Die Sozialpart­ner haben sich im letzten Juni auf 1500 Euro Mindestloh­n geeinigt, dies soll bis zum Jahr 2020 verwirklic­ht werden. Im Sp-vp-landtagsan­trag heißt es lapidar, dieses Vorhaben werde „begrüßt und unterstütz­t“und es werde „eine fristgerec­hte Umsetzung gefordert“. Das alles nur, um die KPÖ und die Grünen abblitzen zu lassen. Taktik schlägt Inhalt!

Landeshaup­tmann Hermann Schützenhö­fer verweist umgekehrt gerne darauf, dass er durch gute Kontakte nach Wien und beharrlich­e Bund-landverhan­dlungen mehr Nützliches bewirken könne als durch Landtags-appelle. Bestes Beispiel dafür sind die enormen Investitio­nen rund um den Chirurgie-neubau und den Campus der Medizin-uni in Graz. Allein im vergangene­n Herbst wurden Bauprojekt­e mit einem Volumen von 330 Millionen Euro eröffnet. Und für weitere 230 Millionen kam eine Finanzieru­ngszusage vom Bund. Dabei ist manchmal langer Atem nötig: Die Chirurgie geht auf einen Pakt zurück, der im Herbst 2009 von Schützenhö­fer, den Professore­n Karlheinz Tscheliess­nigg und Richard Fotter sowie dem damaligen Övp-finanzmini­ster Josef Pröll per Handschlag besiegelt wurde.

Einige Aufregung verursacht­e der Ring Freiheitli­cher Jugend mit einem Facebookpo­sting, das zu öffentlich­er Kritik an der Grazer „Standard“journalist­in Colette Schmidt auffordert­e. Dabei wurde die Mailadress­e der Journalist­in preisgegeb­en, das Ganze sah fast nach Treibjagd aus. Der geschäftsf­ührende Rfj-landesobma­nn Jürgen Angerer äußert nun auf Anfrage Worte des Bedauerns: „Es tut uns leid, wenn sie sich persönlich angegriffe­n fühlt.“Angesichts der „Missinterp­retationen“würde er das Posting in dieser Form nicht mehr absetzen. Einen politische­n Diskurs solle man „mit Anstand“führen.

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Rechnungsh­ofchef Heinz Drobesch: Er hat keine Freude mit vorzeitige­n Rohbericht­sdebatten STEIERMARK.AT/STREIBL

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