Zehn Jahre Haft für Dorotheum-überfall
Georgier war geständig. Zwei Landsleute als angebliche Mitwisser freigesprochen.
Mit Schirmkappe und Sonnenbrille getarnt und mit Socken (!) über den Händen, um Fingerabdrücke zu vermeiden, überfiel am 1. Juni des Vorjahres ein Mann das Grazer Dorotheum. Er bedrohte eine Verkäuferin und eine Kundin mit einem Messer und erzwang die Herausgabe von Schmuck im Wert von rund 60.000 Euro.
Gestern wurde der arbeitslose und süchtige Georgier (39) am Straflandesgericht Graz zu zehn Jahren Haft verurteilt. Der Schöffensenat unter Richter Andreas Lenz schöpfte den Strafrahmen zu zwei Dritteln aus und berücksichtigte damit eine einschlägige Vorstrafe: Der Georgier ist in seiner Heimat bereits wegen versuchten Mordes verurteilt. Von den verhängten 23 Jahren Haft habe er nur sechseinhalb absitzen müssen und sei dann begnadigt worden, erklärt er kaum nachvollziehbar. Die Beute habe er in Wien gegen Methadon und Bargeld getauscht. Den Schmuck habe er auf dem Herd einer Freundin eingeschmolzen, erzählt er. „Das geht nicht“, hält ihm der Richter entgegen, „da können Sie Eier kochen, aber kein Gold schmelzen.“„Ich wollte meine Schulden in Georgien zahlen. Und ich bin süchtig“, erklärt er sein Motiv. Den Überfall gesteht er vorbehaltlos, seine zwei Mitangeklagten aber entlastet er: Ein Landsmann kaufte ihm nach dem Überfall ein Ticket und setzte ihn in den Bus nach Wien. „Wenn ich vom Überfall gewusst hätte, hätte ich die Polizei gerufen“, versichert er. Der zweite beherbergte ihn in Wien und überwies Geld für ihn ins Ausland.
ob er an die Mitangeklagten Diebesbeute weitergegeben habe, meint der Räuber: „Diese Frage ist nicht zulässig.“– „Was?“, wundert sich der Richter. Auch zur Frage, ob sie etwas vom Überfall wussten, hat er eine klare Meinung: „Das ist eine absurde Frage.“Nach dem Urteil erbittet er nach längerem Zögern Bedenkzeit. Die Mitangeklagten werden mangels Beweisen freigesprochen.