Förderwahn und Bio-apfel
Auch Kinder mit Vollkornbrot und Bio-apfel als Schuljause haben ihre Probleme mit ihren Eltern.
könnte glücklich sein. Eigentlich. Er bekommt als Jause Vollkornbrot und BioObst, seine Eltern wissen nicht nur den Tag jeder Schularbeit, sondern auch, in welcher Stunde die Englisch-, Deutsch- oder Mathematik-schularbeit geschrieben wird. Nachmittags wird er dreimal diewoche zum Fußballtraining geführt, Stunden später wieder abgeholt. Am Wochenende fährt sein Vater mit ihm zu Spielen und brüllt sich dort oft heiser. Er hat also Eltern, die ihn fördern und Anteil an seinem Leben nehmen. Carina Kerschbaumer Sein Problem? Er erfüllt die unausgesprochenen Erwartungen seiner Eltern nicht, kein „Gut“in Mathematik, selten Tore beim Fußball. Er wünsche sich, erzählte er einem Freund, dass der Zeugnistag mit den Gesichtsausdrücken seiner Eltern schon vorbei sei. Seine Eltern würden zwar nichts sagen, aber ihr „Mh, mh“sage alles aus. Sie würden wieder einmal enttäuscht sein und versuchen, sich nichts anmerken zu lassen.
das Ausnahmeeltern sind wie jene, die überhaupt keine Ahnung von Schularbeitsterminen oder Fußballspielen haben und deren Kinder sich alles selbst organisieren? Ob Ausnahmeeltern oder nicht, was wohl fast alle Eltern immer wieder und nicht nur vor dem morgigen Zeugnistag zu oft vergessen, ist der Blick auf die Stärken undweniger auf die Schwächen von Kindern. Mit der Folge, dass das Wichtigste nicht vermittelt wird: das Gefühl, dass Bemühungen, Leistungen, Anstrengungen völlig unabhängig von der Note wertgeschätzt werden. Um ihnen damit das Wichtigste für das weitere Leben mitzugeben: Selbstwertgefühl, jenes Gefühl, auf dem zu oft unbedacht herumgetrampelt wird. Bekanntlich kann ja hinter einem „Befriedigend“im Zeugnis bei einem Kind weit mehr Leistung und Anstrengung stecken als hinter einem „Sehr gut“bei einem anderen.