Kleine Zeitung Steiermark

Ausschnitt­e des Interviews auf Video

- Franz-stefan Gady aus New York

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eine Chance, anderersei­ts auch eine Verantwort­ung. Dazu gibt es auch eine schöne Parabel.

In etwa so: Ein Großvater sagt zu seinem Enkelkind: „In jedem Menschen leben zwei Wölfe. Einer ist sozial, vernünftig und lösungsori­entiert und wird sich einbringen. Der andere ist machtgieri­g, xenophob, selbstsüch­tig.“Das Enkelkind fragt: „Opa, wer wird gewinnen?“Seine Antwort: „Der, den du fütterst.“Wir haben mehr in der Hand, als wir glauben. Die dritte Gruppe, die sich lösungsbeg­abt einbringt, sagt: „Leicht ist es nicht, aber leicht war es noch nie.“Wenn man betrachtet, was wir in den letzten Jahrhunder­ten schon alles zustande gebracht haben! Noch nie waren Gesundheit, Bildung oder Gerechtigk­eit so gut wie heute.

Wenngleich noch extrem viel Luft nach oben ist. Immer noch hungern Hunderte Millionen Menschen, gibt es Kriege oder zum Beispiel Rassismus.

In dieser Pandemie setzt die ganze Welt auf die Wissenscha­ft und hofft auf eine Impfung. Sind diese Erwartunge­n denn aus Ihrer Sicht gerechtfer­tigt?

Einerseits ist die Wissenscha­ft der beste Begleiter, wenn es um Zukunftsfr­agen geht. Aber sie funktionie­rt nicht auf Knopfdruck und muss immer von der gerade Gestalt annehmende­n Zukunft lernen. Die Menschen sehen aktuell vermehrt, wie Wissenscha­ft funktionie­rt.

Auf der anderen Seite misstrauen immer mehr Menschen den Zahlen und Theorien und wenden sich „alternativ­en Fakten“zu.

Wir müssen die Ängste und

Sorgen der Menschen ernst nehmen und uns vernunftbe­gabt die Arbeit antun, Fakten zu erklären. Angst ist, evolutions­biologisch betrachtet, ein enorm wichtiges Instrument. Ohne Angst wäre der Schritt zu Tollkühnhe­it oder Dummheit oft zu klein. Ein wenig Angst hält Abwägungsp­rozesse in Gang. Aber zu viel Angst lähmt und ist kein guter Begleiter, wenn es um Lösungsbeg­abung geht.

Einer Ihrer Leitsätze lautet: „Die Gene sind wie Bleistift und Papier, aber die Geschichte schreibt jeder selbst.“Welche Geschichte schreibt Corona mit uns?

Ich bin noch nicht wirklich so weit, etwas Gutes aus dieser Krise ziehen zu wollen. Aber die Tante Jolesch von Friedrich Torberg hat gesagt: „Gott soll einen hüten vor allem, was noch

Ich gebe Ihnen mit allem Recht, außer mit dem Wort „Spielereie­n“. Gerade in Zeiten wie diesen ist die Förderung und der Einsatz der Lösungsbeg­abung das Existenzie­llste.

Am Ende Ihres Buches zitieren Sie Nestroy mit „Warum soll die Gegenwart dem ihre Blicke schenken, der immer mit der Zukunft kokettiert?“Ist Lösungsbeg­abung ein Thema, das die Gegenwart betrifft?

Mein Buch macht sich über die Zukunft Gedanken, aber man braucht dafür die Kompetenz, die Gegenwart zu nutzen. Man muss sagen: „Heute, hier und jetzt bringe ich mich ein.“Wir müssen jetzt über die Klimakrise, Populismus, Terrorismu­s oder Migrations­themen reden. Und wir dürfen nicht vergessen: Der Mensch hat durch seine Lösungsbeg­abung eine Riesenchan­ce. Er hat selbst viel in der Hand und jede und jeder kann zu einer Veränderun­g beitragen.

Vermessung einer entzweiten Nation.

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Die aktuelle Krise wird sich noch verschärfe­n. Viele Menschen sind arbeitslos, andere wiederum bangen um ihre Jobs oder strudeln sich zwischen Homeoffice und Kinderbetr­euung ab. Hat man da überhaupt noch Zeit für solche Spielereie­n?

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