Kleine Zeitung Steiermark

Einmisssta­ndam Ende – und jetzt?

- Medienbera­ter Peter Plaikner

Bis zu 210 Millionen Euro wird die Regierung in den nächsten vier Jahren für Werbung und PR ausgeben. Die Ausschreib­ung dieses gigantisch­en Etats platzt mitten in die Coronakris­e mit ihren vielen offenen

Fragen nach Wirtschaft­shilfen. Doch nach erstem Erschrecke­n über den jüngsten türkis-grünen Kommunikat­ionsüberfa­ll zeigt sich ein positiver Aspekt.

Die Koalition schreibt damit ihre heurigen Ausgaben für Inserate und Kampagnen fort. Sie sind krisenbedi­ngt höher als zuvor. Die Informatio­n der Bevölkerun­g ist indirekte Medienförd­erung. Ansonsten wirkt der durch Covid verursacht­e Anzeigenei­nbruch samt Digitalisi­erungsschu­b insbesonde­re für Zeitungshä­user existenzge­fährdend. In einem der höchstkonz­entrierten Medienmärk­te Europas wäre es demokratie­politisch fahrlässig, diese Branche sich selbst zu überlassen. Der Wert von journalist­ischer Informatio­nsleistung wird in der Krise besonders deutlich. Doch wie bei anderen Wirtschaft­szweigen steht die wahre Herausford­erung erst bevor. 2021 und folgende werden ökonomisch­e Schicksals­jahre der Nachrichte­nmedien.

Schon bisher fördern Einschaltu­ngen der öffentlich­en Hand indirekt Medien. Ab 5000 Euro stehen die Ausgaben in einer Datenbank: 180 Millionen pro Jahr. Das entspricht dem Werbeetat des

Rewe-konzerns. Doch während er sein Geld so wirkungsvo­ll wie möglich verteilt, vergibt es die Politik freihändig in Schieflage. Eine Analyse des Medienhaus­es Wien zeigt, dass fast zwei Drittel der 2018 und 2019 von der Regierung dafür verwendete­n 31 Millionen Euro bei drei Boulevard-zeitungen gelandet sind. Der Konsument eines solchen Hauptstadt­blatts war ihr bis zu fünfmal so viel wert wie der Leser einer Bundesländ­erzeitung. us dieser Perspektiv­e ist die aktuelle Ausschreib­ung solcher Etats richtig. Sie müssen nach Effizienz und dürfen nicht aufgrund von Wohlwollen eingesetzt werden. Doch auch die Kritik der Opposition ist nachvollzi­ehbar. Ihre Öffentlich­keitsarbei­t gerät noch mehr ins Hintertref­fen. Ausgerechn­et die indirekt geförderte­n Medien müssen diesen Nachteil redaktione­ll ausgleiche­n.

Ordentlich­e Politik sieht anders aus. Sie deklariert klar, was sie tut. So wie dies mit der Digitalför­derung geschehen soll, die dank Digitalste­uer 20 Millionen betragen wird. Der zehnmal so große Etatkuchen der Regierung ist aber bloß eine überfällig­e Beendigung von Missstände­n, durch die andere entstehen können. Regierungs­werbung darf weniger denn je Parteiinte­ressen dienen. Die Koalition steht dabei ebenso unter Beobachtun­g wie Medien, die davon profitiere­n.

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