Die Heime ohne infizierte Bewohner
64 Fälle ohne einen Fall: welche Pflegeheime
ihre Bewohner 2020 vor Corona bewahren konnten und wie das möglich gewesen ist.
Seit die Pandemie die Steiermark im Vorjahr gepackt hat, stehen die Pflegeheime unter Druck und Beobachtung. Die Todesfälle von Hartberg, diverse Cluster oder der Bundesheer-Einsatz in St. Lorenzen im Mürztal sorgten für Aufsehen. Das Vorjahr betrachtet, gab es in rund 160 Einrichtungen Corona, von den rund 4000 infizierten Bewohnern sind etwa 750 verstorben.
Aber wie steht es um jene Wohnheime, die im Vorjahr keinen einzigen infizierten Bewohner hatten? Recherchen der Kleinen Zeitung nach waren das 64 Einrichtungen (siehe Grafik) von privaten und gemeinnützigen Betreibern. Wie haben sie das geschafft? Glück gehört dazu, betonen alle Interviewten gleichermaßen.
Ein Erfolgsfaktor sei aber auch, dass „sich bei uns die Mitarbeiter privat eingeschränkt haben“, erzählt Susanne Haberler von der Pflegedienstleitung im „Haus Mariazellerland“. Dort habe man sich von Anfang an sehr strikt an die Schutzmaßnahmen gehalten und dann nicht lockergelassen. Als Vorteil erwies sich, dass nicht alle Betten im Haus des Sozialhilfeverbandes Bruck-Mürzzuschlag belegt sind. So konnte Abstand gewahrt und das Risiko minimiert werden. Regelmäßige Tests tun das Übrige.
„Ich bin auch am Wochenende und an Feiertagen reingefahren, um zu testen“, bestätigt Brigitte Kaiserseder, Leiterin des Seniorenzentrums Vordernberg. Als Einrichtung der Volkshilfe würde man dort alle relevanten Informationen und Verordnungen gut aufbereitet erhalten, lobt sie. Das spare Zeit – und helfe, die Maßnahmen einzuhalten und erklären zu können. „Wir halten uns streng daran, auch bei unseren Besuchern.“Die Bewohner ziehen mit. Wissend, dass „wir an der Belastungsgrenze sind“.
vom „Haus der Senioren“(Kaindorf/Leibnitz) führt neben den Schutzmasken, der eigenen Besucherzone etc. auch die Aufklärung ins Treffen. „Wir haben intensiv mit Bewohnern und den Angehörigen über die Situation gesprochen.“Intern natürlich auch, das Team sei „sehr diszipliniert und schränkt sich freiwillig ein“. Nicht zu vergessen: „Wir wurden vom Pflegereferat des Landes gut unterstützt.“
Das unterstreicht auch Harald Brunner, Pflegedienstleiter im „Pflegewohnheim Kirschallee“in Deutschlandsberg. Aus seiner Sicht sei es auch wichtig gewesen, rasch zu handeln. „Wir haben selbst früh Schnelltests gekauft und verwendet.“So konnte man einen asymptomatischen Fall im Umfeld entdecken. Teamarbeit sei noch ein Faktor: alle einbinden, informieren, jeden Tag. „Viel Überzeugungsarbeit“sei gefragt. Der Lohn: 64 Fälle ohne Fall.