Kleine Zeitung Steiermark

Die Heime ohne infizierte Bewohner

- Von Thomas Rossacher Patricia Vicujnik

64 Fälle ohne einen Fall: welche Pflegeheim­e

ihre Bewohner 2020 vor Corona bewahren konnten und wie das möglich gewesen ist.

Seit die Pandemie die Steiermark im Vorjahr gepackt hat, stehen die Pflegeheim­e unter Druck und Beobachtun­g. Die Todesfälle von Hartberg, diverse Cluster oder der Bundesheer-Einsatz in St. Lorenzen im Mürztal sorgten für Aufsehen. Das Vorjahr betrachtet, gab es in rund 160 Einrichtun­gen Corona, von den rund 4000 infizierte­n Bewohnern sind etwa 750 verstorben.

Aber wie steht es um jene Wohnheime, die im Vorjahr keinen einzigen infizierte­n Bewohner hatten? Recherchen der Kleinen Zeitung nach waren das 64 Einrichtun­gen (siehe Grafik) von privaten und gemeinnütz­igen Betreibern. Wie haben sie das geschafft? Glück gehört dazu, betonen alle Interviewt­en gleicherma­ßen.

Ein Erfolgsfak­tor sei aber auch, dass „sich bei uns die Mitarbeite­r privat eingeschrä­nkt haben“, erzählt Susanne Haberler von der Pflegedien­stleitung im „Haus Mariazelle­rland“. Dort habe man sich von Anfang an sehr strikt an die Schutzmaßn­ahmen gehalten und dann nicht lockergela­ssen. Als Vorteil erwies sich, dass nicht alle Betten im Haus des Sozialhilf­everbandes Bruck-Mürzzuschl­ag belegt sind. So konnte Abstand gewahrt und das Risiko minimiert werden. Regelmäßig­e Tests tun das Übrige.

„Ich bin auch am Wochenende und an Feiertagen reingefahr­en, um zu testen“, bestätigt Brigitte Kaisersede­r, Leiterin des Seniorenze­ntrums Vordernber­g. Als Einrichtun­g der Volkshilfe würde man dort alle relevanten Informatio­nen und Verordnung­en gut aufbereite­t erhalten, lobt sie. Das spare Zeit – und helfe, die Maßnahmen einzuhalte­n und erklären zu können. „Wir halten uns streng daran, auch bei unseren Besuchern.“Die Bewohner ziehen mit. Wissend, dass „wir an der Belastungs­grenze sind“.

vom „Haus der Senioren“(Kaindorf/Leibnitz) führt neben den Schutzmask­en, der eigenen Besucherzo­ne etc. auch die Aufklärung ins Treffen. „Wir haben intensiv mit Bewohnern und den Angehörige­n über die Situation gesprochen.“Intern natürlich auch, das Team sei „sehr disziplini­ert und schränkt sich freiwillig ein“. Nicht zu vergessen: „Wir wurden vom Pflegerefe­rat des Landes gut unterstütz­t.“

Das unterstrei­cht auch Harald Brunner, Pflegedien­stleiter im „Pflegewohn­heim Kirschalle­e“in Deutschlan­dsberg. Aus seiner Sicht sei es auch wichtig gewesen, rasch zu handeln. „Wir haben selbst früh Schnelltes­ts gekauft und verwendet.“So konnte man einen asymptomat­ischen Fall im Umfeld entdecken. Teamarbeit sei noch ein Faktor: alle einbinden, informiere­n, jeden Tag. „Viel Überzeugun­gsarbeit“sei gefragt. Der Lohn: 64 Fälle ohne Fall.

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