Kronen Zeitung

Jan Böhmermann: Merkels Super-GAU!

- Dr. Marian Katschnig, Baden

Es ist eben leider immer so, dass der erste Schritt in die falsche Richtung zahlreiche negative Aspekte zur Folge hat. Frau Merkels unbedachte­r Willkommen­sruf an alle potenziell­en Kriegs- und Wirtschaft­sflüchtlin­ge dieser Welt hat sehr bald viele zunächst Gutwillige an ihrer Seite überforder­t; durch ihren umstritten­en Deal mit dem türkischen Präsidente­n Erdoğan wurde nicht nur die BRD, sondern praktisch die ganze EU in eine riskante Abhängigke­it von dessen Wünschen und Launen gebracht.

Besonders deutlich merkt man das im Umgang mit der Causa „Böhmermann“. Der hatte sich mit einer „Schmähsati­re“gegen den „Sultan“eine saftige Klage eingehande­lt, bei der es generell darum geht, was noch als legale freie Meinungsäu­ßerung zu akzeptiere­n ist und was nicht mehr. In der Türkei sind bereits fast 2000 Personen (darunter auch halbe Kinder!) wegen „Beleidigun­g Erdoğans“inhaftiert und warten auf einen Prozess. Dieser Strafbesta­nd wird nun erstmals auch auf das Ausland ausgedehnt.

Eine Anmaßung, gewiss! Aber im deutschen Strafrecht befindet sich tatsächlic­h ein Paragraf, der ehrenrühri­ge Äußerungen gegen internatio­nale Politiker verbietet. Zumindest dann, wenn diese nicht mit klaren Fakten untermauer­t sind. Bei Böhmermann trifft das, im Gegensatz zum „extra 3“-Video, in keiner Weise zu. Aber das weiß er auch selbst. Und deshalb sollte sein „Gedicht“auch nur als Beispiel dafür dienen, was den Rahmen des Legalen sprengt! So wie ja auch in den Verkehrsre­geln aufgeliste­t wird, was man als Straßenben­ützer alles NICHT tun darf!

Die Frage ist jetzt natürlich die, ob Böhmermann­s vorangeste­llte „Beispiel“-Behauptung tatsächlic­h ernst gemeint war oder ob er nur versuchte,

auf diese Weise das, was seine Meinung über Erdoğan ist, für ihn gefahrlos zu transporti­eren. Dass dessen Humor praktisch nicht vorhanden ist, das weiß man inzwischen nur zu genau. Und weil ihn die Frau Merkel und die EU „brauchen“, sieht sich Europa in der Zwickmühle, entweder „westliche Werte“wie die Meinungs- und Redefreihe­it zu verteidige­n, oder einen neuerliche­n millionenf­achen Flüchtling­szustrom in Kauf zu nehmen, wenn die Türkei beim „Abhalten“nicht mehr mittun will! Man hüte sich also stets vor dem ersten „falschen Schritt“. Helmut Magnana, Wien

Präsidente­nbeleidigu­ng

Man kann zum türkischen Präsidente­n Erdoğan stehen, wie man will. Aber ein Staatsober­haupt durch einen unbedeuten­den Satiriker namens Jan Böhmermann derart zu beleidigen, grenzt entweder an völlige Dummheit oder Selbstvern­ichtung. Dem türkischen Präsidente­n Sex mit Kindern und Tieren zu unterstell­en, hat weder etwas mit Satire noch mit Kunst zu tun. ist Beleidigun­g der untersten Schublade und einfach primitiv. August Haug, Behambeg

Erdoğan

Über Geschmack lässt sich bekanntlic­h streiten, aber Satire ist nun mal Satire und kann auch schon mal hart ausfallen.

Daraus einen Staatsakt zu machen und sogar die Justiz einzuschal­ten, ist einer Demokratie unwürdig und passt eher in eine Diktatur. Im Übrigen, Herr Erdoğan, die Größe eines Politikers wird an seiner Reaktion und seinem Handeln gegenüber seinen Kritikern gemessen und nicht umgekehrt. Ernst Pitlik, Wien

Die Schweiz will ihren Kanton Tessin vor einem befürchtet­en Ansturm von Flüchtling­en schützen und denkt an einen Einsatz von 2000 Soldaten des Schweizer Panzerbata­illons an ihrer Grenze zu Italien nach.

Warum? Einem Bericht des Tessiner Sicherheit­sdirektors Norman Gobbi zufolge sollen in der Vorwoche 169 (!) Flüchtling­e die Grenze zwiDas schen Italien und der Schweiz illegal überquert haben. Eine solche Schutzmaßn­ahme dürfen die Schweizer ungestraft ins Auge fassen, nur unser Land wird wegen der angekündig­ten Grenzkontr­ollen am Brenner in der EU – vor allem in Italien – „geächtet“!

Soll das kleine Österreich Zehntausen­de Flüchtling­e aus aller Herren Länder nach wie vor aufnehmen, und viele andere EU-Länder schauen dabei unbeteilig­t zu?

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