Küstenkind
Atemlos standen wir da, tief beeindruckt von der mystischen Stadt, die uns bis heute nicht all ihre Geheimnisse verraten hat. Macchu Picchu - von diesem Meisterwerk der Inka- Kultur hatten meine Schwester und ich bei abenteuerlichen Reisen im Kopf immer geträumt. Als sich dieser Traum erfüllte, konnten wir es kaum fassen. Kaum verstehen, wie der Mensch inmitten des Dschungels, in diesem unwegsamen Gelände eine Stadt errichtete, die die Jahrhunderte fast unbeschadet überdauerte, gewappnet gegen Erdbeben und Unwetter. Der Mensch übertrumpfte die Natur.
Kaum waren wir aus dieser Wunderwelt an die Küste Perus zurückgekehrt, holte uns die erschreckende Wirklichkeit ein. „ Huaicos“stand in großen Lettern auf allen Zeitungen, das spanische Wort für Muren werden wir wohl nie vergessen. Rund um uns herum kämpfte das Land gegen Schlammlawinen und Wassermassen. 100.000 Menschen wurden in diesen Tagen obdachlos, haben alles verloren, was sie besitzen. Die Großstadt Lima war lange von der Trinkwasserzufuhr abgeschnitten.
„ El niño costero“, Küstenkind ist der so poetisch klingende Name für das verheerende Wetterphänomen, das die zerstörerische Wucht des Klimawandels zeigt. Und währendweitentfernt in Washington die Mittel für den Umweltschutz radikal gekürzt werden sollen, wurden wir Zeugen davon, dass sich die Natur vom Menschen eben nicht besiegen lässt . . .
Franziska Trost, Barbara Kneidinger, Irina Lino, und Conny Bischofberger schreiben abwechselnd in der „ Krone“, was sie bewegt.