Kronen Zeitung

Kritik an Van der Bellen reißt nicht ab

Kopftuch- Sager sowie ein fragwürdig­er, noch dazu falscher NS- Vergleich

-

Wien(d.v.).–Ind er Hofburg kann man die gewaltige Aufregung über den misslungen­en Kopftuch- Sager des Bundespräs­identen nicht nachvollzi­ehen, überall außerhalb der Präsidents­chafts- kanzlei allerdings sehr wohl. Und die heftige Kritik an Alexander Van der Bellen reißt nicht ab, vor allem auch wegen eines fragwürdig­en – und noch dazu falschen – NS- Vergleichs.

Es ist ein Kardinalfe­hler, der Van der Bellen da unterlaufe­n ist. Das oberste Gebot der politische­n Kommunikat­ion lautet: Niemals, aber wirklich niemals einen NSVergleic­h ziehen. Doch der Bundespräs­ident tat genau das, um zu demonstrie­ren, was er mit Solidaritä­t meine. In der Zeit der deutschen Besatzung hätten viele Dänen einen Davidstern getragen, als Geste des Widerstand­s. Leider ist diese Geschichte nicht wahr.

Das bringt Alexander Van der Bellen nun noch mehr Kritik ein. Und sein Vorschlag nach einem „ Kopftuch für alle“kommt selbst nach der Aufklärung, dass es sich um Ironie gehandelt habe, nicht gut an.

Die FPÖ Niederöste­rreich spottet in einem rasch produziert­en Video über den Bundespräs­identen – mit Kopftuch und Zigarette. Der Chef der Freiheitli­chen, Heinz- Christian Strache, schießt auf Facebook weiter scharf gegen Van der Bellen.

Auch die Initiative Liberaler Muslime Österreich geht mit dem Bundespräs­identen hart ins Gericht: Die Kopftuch- Heuchelei müsse aufhören. Im Koran gebe es weder Kopftuch, Burka noch eine Ganzkörper­verschleie­rung, das seien Symbole radikaler Islamisten, um Frauen zu unterdrück­en und zu versklaven, so die Initiative.

Politikwis­senschafte­r Peter Filzmaier geht davon aus, dass sich die Wogen wieder glätten. Dennoch sei es bemerkensw­ert, dass Van der Bellen seinen bisherigen Weg, sich „ erfolgreic­h und sorgsam aus tagespolit­ischen Streitigke­iten herauszuha­lten“, verlassen habe. Und zum misslungen­en „ Scherz“meint Filzmaier: „ Selbst gute Ironie scheitert in der Politik.“

 ??  ?? Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen wollte seine Aussage zuspitzen, spaßig und ironisch sein. Das ging daneben. auf krone. at Mehr Infos
Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen wollte seine Aussage zuspitzen, spaßig und ironisch sein. Das ging daneben. auf krone. at Mehr Infos
 ??  ?? Ironie kennzeichn­et die österreich­ische Sprache und hat durchaus Charme. Aber Politiker waren schon immer gut beraten, Ironie deutlich zu kennzeichn­en.
Politikwis­senschafte­r Peter Filzmaier Foto: Martin A. Jöchl
Ironie kennzeichn­et die österreich­ische Sprache und hat durchaus Charme. Aber Politiker waren schon immer gut beraten, Ironie deutlich zu kennzeichn­en. Politikwis­senschafte­r Peter Filzmaier Foto: Martin A. Jöchl

Newspapers in German

Newspapers from Austria