Heute wird es spannend
Das Bundesland mit der größten Wählerzahl wählt heute seine Volksvertreter. Knapp 1,4 Millionen Niederösterreicher entscheiden, welche Parteien und Kandidaten bis 2023 im Landtag sitzen werden. Aufgrund des Proporzsystems sind die stärksten Parteien – all
Im Mittelpunkt stehen drei Schlüsselfragen: Kann die ÖVP ihre absolute Mehrheit an Stimmen und vor allem Mandaten halten?
Wer gewinnt das Rennen um den zweiten Platz zwischen SPÖ und FPÖ?
Schaffen die Grünen oder die NEOS ein Überspringen der Vierprozenthürde?
Im Landtag sind 56 Mandate zu vergeben. Die ÖVP braucht 29 – eines mehr als die Hälfte – um wie bisher allein bestimmen zu können. Entscheidend ist nicht, ob die ÖVP genau 50 Prozent der Stimmen schafft. Sondern dass Grüne und NEOS im Extremfall mit je 3,9 Prozent der Stimmen null Abgeordnete stellen sowie bei 4,0 oder mehr Prozent in Summe wohl vier Mandate hätten. Das macht bei der Verteilung einen riesigen Unterschied. Genauso kämpfen SPÖ und FPÖ nicht nur um Platzierungen: Wer klar Zweiter wird, der stellt den Landeshauptfrau- Stellvertreter und bekommt einen Landesrat mehr. Im Wahlkampf wurden naturgemäß von A wie Arbeitsplätze bis Z wie Zuwanderung alle Landesthemen intensiv diskutiert. Das wirkliche Hauptthema war aber, ob die Entwicklung des Landes gut oder schlecht ist und man an Verbesserungen oder Verschlechterungen glaubt.
Je mehr Wähler voller Regionalstolz ein sehr lebenswertes Land empfinden und erwarten, desto größer die Chancen der ÖVP mit Landeshauptfrau Johanna MiklLeitner. SPÖ und FPÖ haben eher pessimistische oder sorgenvolle Niederösterreicher angesprochen. Wer eine unzureichende Gesundheitsversorgung oder dramatische Verbrechenszahlen wahrnimmt, wird für sie sein. Alle Spitzenkandidaten sind übrigens neu. Dass man die Damen und Herren Franz Schnabl ( SPÖ), Udo Landbauer ( FPÖ), Helga Krismer ( Grüne) und Indra Collini ( NEOS) weniger kennt als Mikl- Leitner und manche Bezirkskandidaten der ÖVP, kann Einfluss auf das Ergebnis haben. Denn im Wahlrecht gilt „ Person vor Partei“. Wer eine Vorzugsstimme an Personen vergibt, wählt automatisch deren Partei mit. Ein hoher Bekanntheitsgrad ist also von Vorteil. Außer man wurde wie Landbauer durch übel rassistische und antisemitische Liederbücher seiner Burschenschaft bekannt.
Wer wird gewinnen? 2013 entschieden sich bis zu 15 Prozent der Wäh- Peter Filzmaier ist Professor für Politikwissenschaft an der Donau- Universität Krems und der Karl- Franzens- Universität Graz. ler in den letzten Wochen, gar Tagen. Die Wahlbeteiligung betrug 2013 70 Prozent. Alle Parteien können daher von Nichtwählern und einst immerhin fast 10 Prozent Ex- Team Stronach- Anhängern mehr gewinnen als von irgendeiner Gegenpartei. Es wird daher spannend.