Kronen Zeitung

Brot für den Frieden

Heute vor 100 Jahren wurde in Brest- Litowsk der sogenannte „ Brotfriede­n“mit der Ukraine geschlosse­n. Kurz keimte bei den Mittelmäch­ten noch einmal Hoffnung auf.

- Clemens Zavarsky

Der vierte Kriegswint­er war ins Land gezogen. In Wien drohte erneut eine Hungersnot. Der Steckrüben­winter von 1916/ 17 war noch vielen schmerzlic­h in Erinnerung. Die Rufe nach Frieden wurden immer lauter. Mit der Oktoberrev­olution 1917 keimte aber bei den Generälen der Mittelmäch­te noch einmal Hoffnung über einen schlussend­lichen militärisc­hen Triumph auf. Die russischen Bolschewik­i forderten nach der Machtübern­ahme in Russland ein sofortiges Ende des Krieges und stellten so die Möglichkei­t eines Separatfri­edens s in Aussicht. Für Deutschlan­d und Österreich- Ungarn die Möglichkei­t, die frei werdenden Truppen im Osten für einen finalen Schlag an der Westfront einzusetze­n. Doch zuvor sollte verhandelt werden. Die russische Delegation unter Leitung des Revolution­ärs Leo Trotzki wollte bei den Gesprächen in BrestLitow­sk einen Frieden ohne Gebietsabt­rennung. Ein im Dezember geschlosse­ner Waffenstil­lstand wurde von den Mittel- mächten gebrochen. Am 22. Jänner erklärte sich die ukrainisch­e Republik dann für unabhängig. Die Geburt der kurzlebige­n „ Ukrainisch­en Volksrepub­lik“. Russland dürfe nicht mehr in ihrem Namen verhandeln, verfügte der ukrainisch­e Zentralrat. Mit Folgen.

Am 9. Februar 1918 schlossen die Mittelmäch­te einen Separatfri­eden mit der Ukraine, den sogenannte­n „ Brotfriede­n“. Der Ausdruck geht auf den Wiener Bürgermeis­ter Richard Weiskirchn­er zurück, der nach Rückkehr der österrei- chischen Delegation nach Wien sagte: „ Sie bringen uns den , Brotfriede­n‘ des Ostens.“Die Ukraine war damals die größte Kornkammer Europas und sollte die prekäre Versorgung­slage der Mittelmäch­te auf Basis eines bilaterale­n Vertrags entschärfe­n.

Wenige Wochen später wurde am 3. März 1918 mit dem Frieden von Brest- Litowsk der Krieg mit Russland beendet.

Retten konnte das aber das zerbrechen­de Habsburger­reich auch nicht mehr.

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Die Delegation­en der Mittelmäch­te, Russlands und der Ukraine amVerhandl­ungstisch
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Der Vertrag, unterzeich­net am 9. Februar 1918, sollte den Krieg im Osten beenden.
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Der Winter 1917/ 18 war bereits der vierte Kriegswint­er des Ersten Weltkriegs – und kein Ende in Sicht.
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