„ Der Schwarm aller Schwiegermütter“
Benjamin Raich krönte seine Karriere mit den zwei Goldmedaillen in Turin Sein Stern ging 1999 beim zweiten Durchgang des Nachtslaloms in Schladming auf
3Benjamin Raich
„ Er ist der Schwarm aller Schwiegermütter“, hat mir einmal eine ehemalige Skikollegin gesagt und dabei gelacht. So unrecht hatte sie damit gar nicht. Benni Raich ist ein Sportlertyp, wie es ihn selten gibt: ehrgeizig und beinhart, wenn es um das Siegen ging. Aber höflich, regelrecht brav, ohne jeden noch so kleinen Skandal abseits der Piste. Nun, jetzt darf nur noch eine Schwiegermutter über Benni Raich schwärmen, natürlich aber seine Familie mit Gattin Marlies Schild und den zwei Kindern zuallererst.
Der Pitztaler hat die Ski wahrscheinlich schon als Dreijähriger unter dem Christbaum entdeckt. Fortan war Siegen angesagt – bei Nachwuchsrennen, als Jugendläufer, natürlich auch bei der Junioren- WM.
An seinen ersten Weltcupsieg kann ich mich noch sehr gut erinnern. Es war im Jahr 1999 beim Nachtslalom in Schladming. Das Wetter war nicht besonders, deshalb reichte es für Raich im ersten Durchgang mit hinterer Startnummer auch nur für Rang 23. Die nützte er dann im 2. Durchgang aber perfekt, fuhr überlegene Laufbestzeit und holte sich sensationell den Sieg.
Viermal olympisches Edelmetall und zehn Medaillen bei Weltmeisterschaften darf Benni Raich sein Eigen nennen. Erstmals zu olympischen Ehren kam der Tiroler schon 2002 in Salt Lake City mit jeweils Bronze in Slalom und Kombination. Den Vogel schoss er bei der WM 2005 in Bormio ( It) ab, als er gleich fünf Medaillen holte: Gold in Slalom und Kombination, Silber in Riesentorlauf und mit der Mannschaft sowie Bronze im Super- G. Mehr kann man kaum gewinnen.
Trotzdem – das habe ich überhaupt nicht verstanden – hat er es in diesem Jahr nicht geschafft, Österreichs Sportler des Jahres zu werden. Weil ein anderer Tiroler, der Radfahrer Georg Totschnig, eine Tour- deFrance- Etappe gewonnen hatte . . . „ Ich habe mich über einen zweiten Platz schon einmal mehr gefreut“, blieb Benni Raich selbst in dieser Stunde höflich.
Krönung in Turin
Trotz Medaillenregen in Bormio war für Benni Raich das darauffolgende Jahr 2006 wohl sein wichtigstes: Bei den Winterspielen in Turin wurde er mit den Siegen im Riesentorlauf und im Slalom Doppelolympiasieger. Etwas, das nur ganz wenigen Sportlern gelungen ist. Und so zum Drüberstreuen holte er sich in diesem Jahr auch endlich den Gesamtweltcupsieg, den er in anderen Jahren nur mit ganz, ganz viel Pech verpasst hatte. Endlich!