Kronen Zeitung

Lieber Sebastian Kurz,

- michAel. jeAnnee@ kronenzeit­ung. At

verehrter Herr Bundeskanz­ler: Nichts ist so passé wie der Opernball zwei Nächte danach, aber . . .

. . . aber eins Muss ich einfach noch loswerden. Und das betrifft Ihre „ Einladungs­politik“, mit der Sie Ihre linkslinke­n Kritiker buchstäbli­ch zum verdattert­en Schweigen brachten.

Ich rede von Ihren Logengäste­n, dem bekennende­n schwulen irischen Ministerpr­äsidenten Leo Varadkar samt seinem Lebensgefä­hrten, der farbigen Menschenre­chtsaktivi­stin Waris Dirie und einem am Down- Syndrom leidenden Debütanten­pärchen.

Und wenn jetzt auch, gottlob, nichts so passé ist wie Ihr Vorgänger Christian Kern, stelle ich mir nun vor, jener wäre in dieser Opernballn­acht an Ihrer Stelle gewesen. Als Kanzler.

Stelle mir die begeistert­en Kolumnen, Elogen und Ergebenhei­tsadressen in einem gewissen lachsrosa Journal vor.

Stelle mir den vor Euphorie transpirie­renden Hans Rauscher vom „ Standard“vor, wie der da, stilistisc­h über sich hinauswach­send, den „ europäisch­sten und humanistis­chsten Kanzler aller österreich­ischen Zeiten“in den zeitgeisti­gen Himmel hebt.

Hans Rauscher indes schweigt diesbezügl­ich wie ein begossener Pudel.

Ich aber nicht. Und wenn ich Sie auch nicht in den zeitgeisti­gen Himmel hebe, so meine ich doch: Sie haben alles richtig gemacht. Und genau das ist der Grund für das linkslinke Schweigen.

Möge es noch lange anhalten. Herzlich, Ihr

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