Versuch einer Annäherung
Bundespräsident vermittelt nach Arbeitszeit- Zwist zwischen den Sozialpartnern
Eigentlich sollte es ein seit längerer Zeit geplanter Kennenlern- Termin zwischen den neu gewählten Spitzen von ÖGB, Arbeiter-, Wirtschafts- und Landwirtschaftskammer in der Hofburg sein. Aber nach dem Zwist um den „ 12- Stunden- Tag“wurde das gestrige Treffen der in zuletzt unversöhnliche Lager gespaltenen Sozialpartner zum Versuch einer neuen Annäherung.
Aus der Perspektive einer Familienaufstellung war bei dem Treffen in der Hofburg gleich auf den ersten Blick alles klar: Auf der einen, der linken Seite haben sofort ÖGB- Präsident Wolfgang Katzian und Arbeiterkammer- Chefin Renate Anderl zusammengefunden. Durch eine Armlänge getrennt, die beiden Vertreter des konser- vativen Lagers, Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer und der Präsident der Landwirtschaftskammer Josef Moosbrugger.
Entlang dieser in der Präsidentschaftskanzlei sichtbar gewordenen Bruchlinie der Spitzenfunktionäre verlaufen auch die Positionen zum „ 12- Stunden- Tag“, mit der die türkis- blaue Regie- rung kurz vor den Sommerferien noch erhebliche Aufregung und Verunsicherung verursacht hat.
Abseits der Paarbildung als Vermittler: Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der sich zuletzt kritisch zur Vorgangsweise der Regierung geäußert und Verständnis dafür gezeigt hat, dass „ die Gewerkschaften auf 100 sind“. So ganz neutral ist Van der Bellen in dem „ 12- Stunden- Tag“- Tumult also nicht.
Aber jetzt sieht sich das Staatsoberhaupt in der Rolle des Mediators, der an die Sozialpartner appelliert, sie mögen doch einander zuhören, um die Position der anderen zu verstehen und um gemeinsam nach einer Lösung zu suchen.
Einfach wird das freilich nicht. Denn AK- Präsidentin Anderl hat gestern gleich einmal wissen lassen, dass man angesichts der Hochkonjunktur „ über eine Arbeitszeitverkürzung reden“sollte. Auch nicht gerade eine Bemerkung, die zu einer Abkühlung in der ohnehin überhitzten Situation führen wird. Wirtschaft und Industrie sind diesmal aber nachsichtig und taten so, als hätten sie Anderl einfach überhört. Mit mehr Fingerspitzengefühl geht da schon ÖGB- Präsident Wolfgang Katzian an die ArbeitszeitThematik heran. Er soll dem Vernehmen nach bereits die Fühler ausgestreckt haben, um wieder eine ordentliche Gesprächsbasis mit der Wirtschaftskammer aufzubauen.