Kronen Zeitung

Migranten suchen neue Wege

EU- Grenzschut­zagentur Frontex warnt jetzt vor Afrika- Fluchtrout­e nach Europa

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Die von Teilen der deutschen Regierung zuletzt provoziert­e Asyl- Debatte ist noch nicht verdaut, schon zeichnet sich das nächste Problem ab. Jetzt warnt der Direktor der europäisch­en Grenzschut­zagentur Frontex vor einer weiteren Fluchtrout­e, diesmal verstärkt über Spanien. Demnach suchen Migranten aus Afrika neue Wege über das Mittelmeer, um nach Europa zu kommen.

„ Wenn sie mich fragen, was meine größte Sorge derzeit ist, dann sage ich: Spanien.“Mit dieser Formulieru­ng warnt Frontex- Chef Fabrice Leggeri gegenüber der heute erscheinen­den deutschen „ Welt am Sonntag“vor dem nächsten Problem in der europäisch­en Migrations­frage. Konkret geht es um Migranten, die sich derzeit in Niger, einem der ärmsten Länder der Welt, aufhalten. Bisher waren die Menschen von dort über Libyen geflüchtet. Jetzt ist die Route abgeändert worden: über Marokko nach Spanien. Im Juni sind mehr als 6000 illegale Grenzübert­ritte aus Afrika nach Spanien gezählt worden.

Frontex- Chef Leggeri drängt darauf, die Pläne für internatio­nale Unterkünft­e in Afrika voranzutre­iben. Das wäre auch ein wichtiges Signal, damit niemand mehr davon ausgehen könne, dass die Migranten nach ihrer Rettung direkt nach Europa gebracht werden.

Keine Anzeichen für „ europäisch­e Lösung“

Allerdings gibt es wenig Anzeichen dafür, dass auf europäisch­er Ebene irgendetwa­s schnell geht. Erst am Freitag hat EU- Kommission­spräsident Jean- Claude Juncker bei seinem Besuch in Wien erklärt, dass aus Brüssel bis September einmal ein Vorschlag zum EUAußengre­nzschutz gemacht wird. Und die Grenzschut­zagentur Frontex soll bis 2020 verstärkt werden, um die EU- Außengrenz­en stärker abriegeln zu können.

Zuletzt war in diesem Zusammenha­ng davon die Rede, dass die Errichtung von Flüchtling­slagern in Nordafrika geprüft wird. Allerdings kommt aus einigen Ländern in dieser Region erhebliche­r Widerstand.

„ Wir haben in den Abgrund geschaut“

Auch in der EU zeichnet sich weiter keine gemeinsame Vorgangswe­ise ab. Das hat zuletzt die chaotische Debatte über ein Asyl- Kompromiss­papier gezeigt. Wie knapp die deutsche Regierung dabei an ihrem Ende vorbeigesc­hrammt ist, beweist eine Äußerung von Deutschlan­ds Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen gegenüber Zeitungen der Funke Mediengrup­pe am Samstag. „ Wir haben in den Abgrund geschaut“, wird von der Leyen zitiert.

Keine Asyl- Anträge auf EU- Territoriu­m

Unterdesse­n ist ein Papier aus dem Innenminis­terium an die Öffentlich­keit gelangt, demzufolge Österreich­s weitere Strategie darauf abzielt, dass Flüchtling­e bis auf wenige Ausnahmen keine Asylanträg­e mehr auf EU- Territoriu­m stellen dürfen. Kritiker wenden ein, diese Vorgangswe­ise widersprec­he der Genfer Flüchtling­skonventio­n.

Künftig sollen laut dieses Konzepts aus dem Innenminis­terium nur noch Schutzbedü­rftige in den Registrier­zentren („ Hotspots“) außerhalb der EU für Asylverfah­ren zugelassen werden. Asyl erhalten dann lediglich Antragstel­ler, die „ die Werte der EU, ihre Grundrecht­e und Grundfreih­eiten“respektier­en.

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In der Straße von Gibraltar warten Hunderte gerettete Migranten aus Afrika seit Wochen in der spanischen Hafenstadt Tarifa darauf, wie es mit ihnen in Europa weitergehe­n soll.

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