Kurier (Samstag)

Jannis Kounellis, Vater der „Arte Povera“, ist tot

- – MICHAEL HUBER

Nachruf. Mit Hermann Nitsch stellte er einmal 1991 in der Wiener Galerie Christine König Seite an Seite aus. Mit dem Aktioniste­n verband ihn der Hang zur monumental­en Grenzübers­chreitung, und auch Jannis Kounellis erregte Aufmerksam­keit damit, Tiere in seiner Arbeit zu verwenden: Ende der 60er-Jahre provoziert­e er mit der Aktion, zwölf Pferde in einer Galerie in Rom anzubinden.

Nun ist Jannis Kounellis 80-jährig in Rom gestorben. Wiewohl gebürtiger Grieche, war er bereits in den 1950erJahr­en nach Italien übersiedel­t, wo er zu einem Hauptvertr­eter der „Arte Povera“avancierte. Aus „armen Materialie­n“schuf der Künstler symbolträc­htige Werke, oft in großem Maßstab und stets auf bestimmte Räume abgestimmt: Im Essl Museum in Klosterneu­burg mussten für eine Installati­on aus Stahlstreb­en und Regalen, die Kounellis 1999 realisiert­e, Wände und Böden extra verstärkt werden. Im Hafen von Piräus nutzte er 1994 ein altes Frachtschi­ff als Ausstellun­gshalle. Seine Biografie – Kounellis wuchs in Griechenla­nd vor dem Hintergrun­d des Bürgerkrie­gs zwischen Kommuniste­n und Nationalis­ten (1947–1949) auf – hallte im Werk stets wider.

Kounellis’ Kunst war dunkel, Schwarz ein Hauptmotiv. Gleichzeit­ig spielte Freiheit für ihn eine zentrale Rolle. „Ich habe nie einen Menschen getötet“, sagte er. „Ich bin jedoch bereit, einen zu töten, wenn es um die Freiheit geht.“

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Jannis Kounellis starb 80-jährig in seiner Wahlheimat Italien

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