Jannis Kounellis, Vater der „Arte Povera“, ist tot
Nachruf. Mit Hermann Nitsch stellte er einmal 1991 in der Wiener Galerie Christine König Seite an Seite aus. Mit dem Aktionisten verband ihn der Hang zur monumentalen Grenzüberschreitung, und auch Jannis Kounellis erregte Aufmerksamkeit damit, Tiere in seiner Arbeit zu verwenden: Ende der 60er-Jahre provozierte er mit der Aktion, zwölf Pferde in einer Galerie in Rom anzubinden.
Nun ist Jannis Kounellis 80-jährig in Rom gestorben. Wiewohl gebürtiger Grieche, war er bereits in den 1950erJahren nach Italien übersiedelt, wo er zu einem Hauptvertreter der „Arte Povera“avancierte. Aus „armen Materialien“schuf der Künstler symbolträchtige Werke, oft in großem Maßstab und stets auf bestimmte Räume abgestimmt: Im Essl Museum in Klosterneuburg mussten für eine Installation aus Stahlstreben und Regalen, die Kounellis 1999 realisierte, Wände und Böden extra verstärkt werden. Im Hafen von Piräus nutzte er 1994 ein altes Frachtschiff als Ausstellungshalle. Seine Biografie – Kounellis wuchs in Griechenland vor dem Hintergrund des Bürgerkriegs zwischen Kommunisten und Nationalisten (1947–1949) auf – hallte im Werk stets wider.
Kounellis’ Kunst war dunkel, Schwarz ein Hauptmotiv. Gleichzeitig spielte Freiheit für ihn eine zentrale Rolle. „Ich habe nie einen Menschen getötet“, sagte er. „Ich bin jedoch bereit, einen zu töten, wenn es um die Freiheit geht.“