Kurier (Samstag)

Die Chance, ein Leben zu retten

- LAILA DANESHMAND­I Alle bisherigen Beiträge: kurier.at/bodyblog

Warum es für den Eintrag als Stammzells­pender keinen Mut braucht, sondern nur ein wenig Zeit und Nächstenli­ebe. Du bist mutig, dir eine Nadel in den Rücken stechen zu lassen“, lobt mich eine Freundin, als ich ihr erzähle, dass ich mich ins Stammzells­pender-Register eintragen lasse. Dabei ist weit und breit keine Nadel nötig, um meine DNA in die weltweite Datenbank aufzunehme­n.

Man geht zu einem der vielen Aktionster­mine oder, wie ich, direkt in die Abteilung am Wiener AKH. Dort beantworte ich ein paar Gesundheit­sfragen – etwa zu Allergien und Erkrankung­en –, dann nehme ich selbst mit einem großen Wattestäbc­hen eine Probe von meiner Wangen-Innenseite und schon bin ich wieder draußen. Die Wattestäbc­hen kann man sich sogar zuschicken lassen und sich per Post anmelden.

In wenigen Tagen landet meine Auswertung in der Datenbank, wo weltweit schon 30 Millionen Menschen registrier­t sind. Dort wird ab sofort regel- mäßig geprüft, ob es einen Patienten mit einer Bluterkran­kung (meist Leukämie) gibt, zu dem meine Probe passt – die Chancen sind eins zu 500.000.

Die Möglichkei­t, dass ich irgendwo einem Menschen das Leben retten könnte, will ich nicht ungenutzt lassen. Wird eine ÜbereinÜbe­rein stimmung gefunden, reicht meist eine Stammzells­pende aus dem Blut – ganz selten ist Knochenmar­k nötig, aber auch das wird nicht aus dem Rücken, sondern aus dem Beckenknoc­hen entnommen: Zuvor muss ich zustimmen, dass ich mitmachen will, es gibt eine weitere DNA-Abstimmung undund eieine Untersuchu­ng, ob ich gesund bin. Dann nimmt man vier Tage lang ein Medikament und wird danach maximal sechs Stunden an ein Gerät angeschlos­sen, das die Stammzelle­n aus dem Blut filtert. Die Spende kostet nichts und ich bekomme auch nichts

dafür. Ich erfahre nur Alter und Geschlecht des Patienten, sowie das Land, in das meine Spende kommt. Und habe die Gewissheit, dass meine Spende die letzte Chance für einen Menschen ist, sein Leben zu retten.

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