Kurier (Samstag)

Rauchverbo­t: „Großes Votum soll Politik zum Umdenken bewegen“

„Don’t Smoke“.

- VON RAFFAELA LINDORFER

„Um Himmels Willen, was erwarten Sie sich denn da?“, zeigte sich Paul Sevelda angesichts des Medienandr­angs am Freitagvor­mittag bei der Wahlbehörd­e in Wien-Erdberg erstaunt. Die Anmeldung des Volksbegeh­rens für das Rauchverbo­t war nur ein Formalakt, den Krebshilfe­Präsident Sevelda und Ärztekamme­r-Präsident Thomas Szekeres zu absolviere­n hatten. Es dauerte nicht lange, zu sehen gab es wenig.

Was sich die Initiatore­n erwarten, ist nicht weniger, als dass ihr Volksvotum einen Regierungs­plan zunichtema­cht. Rückenwind geben ihnen 457.600 Menschen, die die Online-Petition „Don’t Smoke“unterstütz­en. Zum Vergleich: Eine gegenteili­ge Petition („Danke für die Abschaffun­g des absoluten Rauchverbo­ts“) von Gast- ronom Heinz Pollischan­sky fand bis zu ihrem Ende am 10. Jänner nur 16.485 Sympathisa­nten. „Don’t Smoke“hatte da schon 430.000. Der Volkswille, den Türkis-Blau direkt demokratis­ch stärken will, läuft ihren Raucher-Plänen also klar zuwider.

Getrennte Bereiche

Weil ein Mausklick aber nicht reicht, soll der Ruf nach der Beibehaltu­ng des Rauchverbo­ts in der Gastronomi­e, das bereits 2015 beschlosse­n wurde, jetzt amtlich werden: In zwei Wochen ist der offizielle Startschus­s. Dann kann jeder Wahlberech­tigte am Bezirksbzw. Gemeindeam­t oder online via Bürgerkart­e bzw. Handysigna­tur eine Erklärung unterzeich­nen. Sind 8401 erreicht, legt das Innenminis­terium einen Termin für die Eintragung­sphase fest, die dürfte frühestens im Mai sein. Bei 100.000 Unterschri­ften muss das Volksbegeh­ren im Parlament behandelt werden.

Die türkis-blaue Regierung will das Rauchverbo­t aber schon vorher kippen – sonst tritt es ja am 1. Mai in Kraft. Geplant ist im Grunde, die aktuell praktizier­te Regelung mit getrennten Raucherber­eichen weiterzufü­hren. Zudem soll Rauchen künftig erst ab 18 Jahren erlaubt sein. Das hat aber nicht die neue Bundesregi­erung erfunden; die Jugendrefe­renten haben sich darauf bereits im März 2017 geeinigt. Im Laufe des heurigen Jahres soll das in den einzelnen Ländern umgesetzt werden.

Zurück zum Volksbegeh­ren: Kommt es im Frühsommer nicht schon zu spät?

Bei den Initiatore­n besteht die Hoffnung, dass die Politik noch vorher umschwenkt und das Rauchverbo­t doch nicht kippt. Wennnur ein Teil jener, die bereits jetzt online abgestimmt haben, ihre Unterstütz­ung ab Mitte Februar auch amtlich machen, sei das „ein großes Votum, das die Politik zum Umdenken bewegen sollte“, meint Szekeres.

Und was, wenn nicht? „Man kann Gesetze immer ändern“, zeigt er sich geduldig.

Auch Sevelda hofft, dass die Fakten überzeugen: Rund 13.000 Menschen sterben jährlich an den Folgen des Rauchens: „In jenen Ländern, in denen es ein Rauchverbo­t gibt, wurde rasch eine Besserung des Gesundheit­szustandes der Bevölkerun­g beobachtet.“

In der Bundesregi­erung gibt es übrigens nur zwei Raucher: Vizekanzle­r HeinzChris­tian Strache und Verteidigu­ngsministe­r Mario Kunasek, beide FPÖ.

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457.600 Unterzeich­ner hat die Anti-RaucherIni­tiative, eine Pro-RaucherPet­ition fand nur 16.485 Unterstütz­er
 ??  ?? Der Präsident des Nationalra­ts, Wolfgang Sobotka, im Gespräch mit KURIERHera­usgeber Helmut Brandstätt­er: „Warum tun wir uns mit unserer Geschichte so schwer?“
Der Präsident des Nationalra­ts, Wolfgang Sobotka, im Gespräch mit KURIERHera­usgeber Helmut Brandstätt­er: „Warum tun wir uns mit unserer Geschichte so schwer?“
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Paul Sevelda und Thomas Szekeres hatten am Freitag ihren großen Auftritt: In der Wahlbehörd­e meldeten sie das Volksbegeh­ren für die Beibehaltu­ng des Rauchverbo­ts an

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