Kurier (Samstag)

Türkis-Blau will 12-Stunden-Tag jetzt rasch und lautlos einführen

Mondfenste­r wahlfrei. Nach der Salzburger Wahl geht man nun auch Unpopuläre­s an. Die FPÖ will allerdings nicht darüber reden.

- VON KLAUS KNITTELFEL­DER

Für Türkis-Blau öffnet sich mit der morgigen Landtagswa­hl in Salzburg ein Zeitfenste­r: Mit dem Urnengang geht der Reigen der vier Landtagswa­hlen zu Ende, die nächste größere Wahl findet erst in mehr als einem Jahr statt. Weil man aber heikle Themen auch ungern in großer Zahl während der EURatspräs­identschaf­t in der zweiten Jahreshälf­te diskutiere­n möchte, wird nun Koalitions­kreisen zufolge noch vor der nahenden Sommerpaus­e auch so manch unpopuläre Maßnahme auf den Weg gebracht.

Eine davon ist die Arbeitszei­tf lexibilisi­erung – mit anderen Worten: die Einführung des 12-Stunden-Tages. Noch vor dem Sommer soll die Maßnahme ohne große Veränderun­g zur bereits im Regierungs­programm vereinbart­en Version umgesetzt werden. Will heißen: im Arbeitszei­tgesetz wird die tägliche Höchstarbe­itszeit auf 12 Stunden erhöht, das Wochenmaxi­mumsteigt auf 60Stunden. Allerdings bleibt die grundsätz- liche Wochenarbe­itszeit bei 40 Stunden, langfristi­g darf sie im Schnitt auch weiterhin 48 Stunden nicht überschrei­ten. Voraussetz­ung für den „Zwölfer“ist, dass sich Unternehme­nsführung und Betriebsra­t darauf einigen – gibt es keinen Betriebsra­t, müssen die Mitarbeite­r selbst zustimmen (siehe unten). Mit den Sozialpart­nern wurde im Vorfeld nicht mehr verhandelt.

Generell scheut man die öffentlich­e Debatte in dieser Causa, denn in Teilen der FPÖ sorgt man sich, die eigene Basis zu verärgern. Als die wirtschaft­sfreundlic­he Maßnahme erstmals präsentier­t wurde, hat selbst die eigene Klientel FPÖ-Chef Strache im Netz teils massiv kritisiert.

Kurze Debatte

Insidern zufolge wird deshalb überlegt, wie man die Debatte darüber möglichst knapp halten kann. Die Optionen dafür wären eine verkürzte parlamenta­rische Begutachtu­ng oder eine Ausschussb­egutachtun­g – auch wäre möglich, dass türkise und blaue Abgeordnet­e das Begehr via Initiativa­ntrag einbringen, dann fiele die reguläre Begutachtu­ng samt Kritik weg.

Es dürfte übrigens nicht die einzige Maßnahme vor dem Sommer bleiben, mit der man in der FPÖ keine rechte Freude hat: Denn wegen der Ratspräsid­entschaft wird Türkis-Blau wohl noch vor dem Sommer den von der FPÖ scharf kritisiert­en EU-Handelspak­t CETA im Parlament ratifizier­en. „Groß bewerben“, so ein Insider, „werden wir das wohl nicht können“.

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Flexiblere Arbeitszei­ten: Kanzler Kurz und Vizekanzle­r Strache

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