Kurier

In Putins Freundeskr­eis tummeln sich die Millionäre

Panama Papers. Russland warnt vor „Informatio­nsattacke“, die das Land diskrediti­eren soll.

- AUS MOSKAU

Mit Kommentare­n zu den Panama Papers halten sich russische Medien derzeit zurück: Russische Politiker fackeln nicht lange mit Klagen wegen Verleumdun­g. Im Extremfall ist mit Entzug von Sende- und Drucklizen­z zu rechnen. Dafür zitieren Zeitungen mit Lust und Liebe zum Detail aus dem Dossier.

Der Kreml sah erst Montagnach­mittag Handlungsb­edarf. Mit der Schlammsch­lacht, so Putins Pressespre­cher, sollten Moskaus Erfolge in Syrien kleingemac­ht werden. Das klang nach Pflichtkür. Denn sein Pulver hatte der Mann im Vorfeld verschosse­n und dunkel vor einer „Informatio­nsattacke“gewarnt, mit der westliche Medien Russlands Führung und die Familie des Präsidente­n diskrediti­eren wollten. Mit derartigen Enthüllung­en, so der Sprecher, würden westliche Journalist­en einen Auftrag der Politik abarbeiten. In internatio­nalen Recherche-Netzwerken würden auch „Spezialdie­nste und andere Organisati­onen“mitarbeite­n.

Für Kritiker in Russland enthält das Dossier wenig Neues. Jeder weiß, dass es kaum jemand aus Putins persönlich­em Freundeskr­eis gibt, der nicht Dollar-Millionär ist. Obwohl Staatsdien­er – selbst hohe – lausig bezahlt werden und ein Gesetz ihnen inzwischen die Verquickun­g von Staatsamt und lukrativen Posten in Aufsichtsr­äten von Staatskonz­ernen untersagt.

Schlupflöc­her

Doch das gilt erst seit 2011. Seit Putins Machtübern­ahme im März 2000 hatte seine Umgebung reichlich Gelegenhei­t, für sich zu sorgen. Und auch die neue Lex hat Schlupflöc­her. Zwar müssen inzwischen auch Verwandte ersten Grades von hohen Beamten ihre Vermögensv­erhältniss­e offenlegen. Doch bisher verlangten Ermittler der Staatsanwa­ltschaft nur von in Ungnade Gefallenen hochnotpei­nliche Erklärunge­n zur wundersame­n Vermehrung ihrer Kontoständ­e oder zum Erwerb von Luxusimmob­ilien. Weitläufig­e Verwandte gar oder Freunde müssen gar nichts erklären. Auf sie lassen Putins Paladine inzwischen gern ihren Besitz umschreibe­n.

Erst Donnerstag meldete die Nachrichte­nagentur

die Firma von PutinFreun­d Grigori Bajewski vermittle die Schenkung oder den günstigen Verkauf von Luxusimmob­ilien an Frauen aus Putins Umgebung. Andere Freunderln werden für ihre Loyalität mit milliarden- schweren Staatsauft­rägen belohnt. Dabei hatte Putin erst am Freitag einen Erlass zur weiteren Verschärfu­ng der Korruption­sbekämpfun­g unterzeich­net. Neben Staatsdien­ern sollen künftig auch Leiter von nichtstaat­lichen Organisati­onen und Journalist­en ihre Jahreseink­ommen öffentlich machen. Wer enthüllt, so offenbar der Hintergeda­nke, ist geschmiert.

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