„Gib niemals deine Träume auf“
Werdegang. Mit 47 Jahren holt Laszlo Varga seinen Master nach und balanciert Studium, Job und Familie
Wenn für die meisten Studenten ein vorlesungsreicher Tag langsam dem Ende zugeht, beginnt für Laszlo Varga das Tagwerk. Der 47-jährige Konstrukteur studiert neben seinem 40-Stunden-Job im Süden Niederösterreichs nun schon im zweiten Semester das berufsbegleitende Masterstudium „Nachhaltigkeit in der Bautechnik“am FH Campus Wien. Vargas Tage und Wochen sind, seit er zu studieren begonnen hat, bis auf die Minute genau verplant. Neben seiner Rolle als Student und Konstrukteur im Brückenbau ist er aber auch Familienvater und Ehemann. Ein Balanceakt, der im Alltag viel abverlangt.
Ein spezieller Lebensweg
Als Varga 1990 zum ersten Mal nach Österreich kam, war es vor allem die Abenteuerlust, die ihn aus dem östlichen Klausenburg nach Wien führte. Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs eröffneten sich für den damals schon strebsamen 20-Jährigen neue Horizonte und diese wollte er mit eigenen Augen entdecken. In der Heimat bereits als Student inskribiert, packte er in den Semesterferien seinen Rucksack, um Wien zu erkunden. Eine Entscheidung, die sein Leben nachhaltig prägte. Verliebt in Land und Leute, beschloss er zu bleiben, um hier zu arbeiten und seine akademische Lauf bahn an der Technischen Universität Wien fortzusetzen. Um sich selbst neben dem Studium erhalten zu können, arbeitete er unermüdlich viele Stunden im bautechni- schen Bereich. Ab einem gewissen Punkt nahm die Arbeit und das Leben in Wien überhand und er musste sein Studium abbrechen. „Es war eine Entscheidung, die ich mein ganzes Leben lang bereut habe. Damals hatte ich einfach nicht die nötige Zielstrebigkeit und Disziplin, die ich heute habe“, erklärt Var- ga. Als die eigene Tochter nun vor wenigen Jahren in die Oberstufe kam und selbstständig ihren Weg gehen konnte, wusste er, dass nun der richtige Zeitpunkt gekommen war. Mit Unterstützung seiner Ehefrau und seines Chefs Dr. Kratzer, fing er ganz von vorne an. Nach der Aufnahmeprüfung startete er sein Bachelorstudium ebenfalls am FH Campus Wien und kämpfte sich in Mindestzeit und mit unzähligen Leistungsstipendien für sehr gute akademische Erfolge bis zum Master durch. Nun, vier Jahre später und zwei Semester vor seiner Masterprüfung, ist er fast an seinem persönlichen Ziel angelangt.
Wo ein Wille, da ein Weg
Für Varga sind die Tage lange. In der Früh verlässt er zeitig das Haus und kehrt nicht vor zehn Uhr abends zurück. Montag bis Donnerstag drückt er ab dem späten Nachmittag die Schulbank und verwendet jede freie Minute dafür, um zu arbeiten oder zu lernen. „Meine Wochenenden und meine Urlaube nutze ich, um für Prüfungen zu ler- nen. Streng genommen hatte ich seit drei Jahren keinen Urlaub mehr für mich. Aber das ist der Kompromiss, den man eingeht“, sinniert er.
Obwohl er in seinem Studium der Älteste ist, versteht er sich mit seinen um teilweise 20 Jahre jüngeren Kollegen gut. Auch die Arbeitsmoral an der FH ist eine andere. „Viele sind hier, um ihren Abschluss zu erreichen und das spürt man in einem berufsbegleitenden Studium sehr.“Dass die Kommunikation über das Studium in sozialen Netzwerken stattfindet, hat er schnell verstanden und sich einen Account zugelegt. Einen möglichen Doktortitel nach dem gelungenen Masterstudium dementiert er mit einem breiten Grinsen.