Kurier

Wenn Tenöre einmal nicht den guten Ton angeben dürfen

- – PETER JAROLIN

Kritik. Bariton gegen Bariton – das ist Brutalität. Vor allem dann, wenn es um eine verbotene Liebe geht, die letale Konsequenz­en nach sich zieht. Ja, Jules Massenets „Werther“ist wieder (Reprisen: 28., 31. März und 3. April) an der Wiener Staatsoper zu sehen – und zwar in der Bariton-Fassung.

Nicht ein Tenor geht hier als leidender Dichter Werther in den Freitod, sondern sein stimmlich tiefer liegender Kollege. Und der ist bei Ludovic Tézier vokal in besten Händen. Der französisc­he Bariton singt diese Partie sehr kultiviert und mit Emphase; darsteller­isch dürfte Tézier noch mehr aus sich herausgehe­n.

Als sein Gegenspiel­er Albert brilliert Adrian Eröd in jeder Hinsicht; als weibliches Objekt beider Begierde gibt Mezzosopra­nistin Sophie Koch eine höchst intensive, starke Charlotte. Maria Nazarova ist eine herzige, auch impulsive Sophie. Die kleineren Partien sind mit Alexandru Moisiuc, Peter Jelosits und Marucs Pelz adäquat besetzt.

Am Pult des soliden Orchesters ist Dirigent Frédéric Chaslin um Dramatik, Melos und differenzi­erte Klangfarbe­n bemüht.

Newspapers in German

Newspapers from Austria