„Rechtsextreme“Machtergreifung in FPÖ
Burschenschaften. Die Deutsch nationalenha ben dieFPÖ übernommen, befund et Buchautor Hans-Henning Schar sa ch
Die Deutschnationalen haben die Blauen übernommen, sagt Buchautor Scharsach
KURIER: Herr Scharsach, Warum gibt es von Ihnen nach „Haiders Kampf“und „Strache im braunen Sumpf“wieder ein Buch über die FPÖ? Hans-Henning Scharsach: Weil es in dieser Partei unter Strache zu einem dramatischen Machtwechsel gekommen ist. Die deutsch nationalen, schlagenden Burschenschaften haben dieFPÖzuerstunt erwandert, dann dominiert und jetzt in Besitz genommen. Die Partei wird von einem Obmann und fünf Stellvertretern geführt, und bis auf einen sind alle Burschenschafter. Das gleiche Bild findet man in den wichtigsten Partei gremien, im Nationalrat und bei den parlamentarischen Mitarbeitern. Aber Korporierte hat es in der FPÖ-Führung immer gegeben.
So lange sie den zahlenmäßig unbedeutenden, äußerst rechten Flügel der Partei bildeten, konnte man das als Demokrat hinnehmen. Jetzt aber droht Österreich die zumindest teilweise Machtübernahme einer rechtsextremen Akademikerdie sich aus den Traditionen des Nationalsozialismus nie befreit hat. Das ist ein harter Vorwurf. Was meinen sie mit „Traditionen des Nationalsozialismus “? Burschenschaftli ch e Medien veröffentlichen braune Geschichts fälschung, verhöhnen die Opfer des N S-T errors,glorifizieren Täter. Burschenschaft er nehmen an Neonazi- Veranstaltungen teil und agitieren gegen das Verbot der NS-Wiederbetätigung. Ist das nicht sehr polemisch, das so zu sagen?
Eine Partei, die mit der Kornblume am Revers ins Paralament einzieht, darf sich nicht darüber beschweren, dass es Autoren gibt, die sich mit den historischen Hintergründen auseinandersetzen. Die Kornblume, heißt es in der FPÖ, sei der Tradition der 1848er Bewegung geschuldet.
Das ist falsch. Während der Verbotszeit nach 1933 war die Korn blume Erkennungszeichen der illegalen Nazis und Ersatzzeichen für verbotene Symbole wie das Hakenkreuz. Die antisemitischen Alldeutschen, in deren Tradition sich die FPÖ sieht, hatten die Korn blume im Partei logo, die„ Abwehr gegen den Fremdkörper Judentum“war zentraler Punkt des Parteiprogramm es. Sie fordertendie Entfernung von Juden aus Staatsdienst, Schulen, UnisundZeitungen. Als Symbol des Juden hasses markiert die Korn blume den Beginn eines Weges, de rinden Vernichtungslagern der Nazis endete. Dass FPÖ-Politiker bei konstituierenden Sitzungen von Nationalrat oder Landtagen die Kornblume tragen, ist eine Verhöhnung der Opfer des Nazi-Terrors. Ihr zentraler Vorwurf lautet, die Burschenschaften hätten die Geschichte des Nationalsozialismus nie aufgearbeitet.
Die Burschenschaften waren nicht Weg begleiter, sie waren Wegbereiter der NS Aus rot tungs politik. Schon auf dem Wartburgfest, der Grün dungs veranstaltung von 1817, wurde eine Resolution verlesen, inder gefordert wurde, „die Kaste der Juden mit Stumpf und Stiel“auszurotten. Die schlimmsten Kriegsverbrecher sind aus ihren Reihen hervorgegangen, keiner wurde nach Kriegsende ausgeschlossen. Im Gegenteil: Beim alljährlichen Totengedenken wird das „ehrende Andenken“an Männer wie Ernst Kaltenbrunner betont, der als Chef des Reichssicherheitshauptamtes zentrale Figur der NS-Terrorund Tötungsmaschinerie war. Sie schreiben in Ihrem Buch, die Burschenschaften seien frauenfeindlich.
Der Kampf der Burschenschaften gegen die Gleichberechtigung nimmt bisweilen kabarettistische Züge an. Da wird auf Internet-Auftritten behauptet, die GleichberechtigungwidersprechedemNaturrecht. 2013 war Norbert Hofer Herausgeber eines Buches, für das Strache das Vorwort schrieb. In dem heißt es: JedeOrganisationverliere an Ansehen, „je höher der Frauenanteil– undjebedeutender die von Frauen bekleideten Funktionen sind“.