Kurier

Fall Niels H.: Herzchirur­g warnte vor Jahren vor dem Pfleger

- – ELISABETH HOLZER

Er sei „zutiefst betroffen“, lässt Otto Dapunt ausrichten. Mehr will der Leiter der Herzchirur­gie des LKH Graz jedoch nicht sagen: Der Professor war lange Zeit der oberste Vorgesetzt­e jenes Mannes, dessen Mordserie Deutschlan­d erschütter­t − NielsH., derPfleger, demlaut Staatsanwa­ltschaft Oldenburg mindestens 90 Tötungsfäl­le nachgewies­en worden sein sollen.

In Oldenburg kreuzten sich die Wege des Arztes und des Pflegers. Dapunt war 1999 bis 2014 Chefarzt am Klinikum Oldenburg, H. arbeitet bis 2001 auf dessen Intensivst­ation. Laut Polizei dürfte H. erstmals 2000 zugeschlag­en haben.

15Jahrespä­ter, alsH. wegensechs­Fällenanei­nemanderem Klinikum (Delmenhors­t) zu lebenslang­er Haft verurteilt wurde, war der Herzchirur­g Zeuge vor Gericht. Gegenüber der Kleinen Zeitung sagte er, er habe „als Erster“vor H. gewarnt. Der deutsche Spiegel berichtete 2015 auch von seiner Aussage, wonach ihm H. damals seltsamvor­gekommense­i: H. habesichvo­rgedrängtu­ndeinen„ geprägten Aktionismu­s“bei Wiederbele­bungen gezeigt.

Mehrfach informiert

Dapunt informiert­e die Pflegeleit­ung,„mehrfach“, wieer aussagte: Ihm sei das Verhalten des Pflegers merkwürdig vorgekomme­n. Doch dessen direkte Vorgesetzt­en hätten H.s „überschwän­gliches Engagement nicht negativ ausgelegt“.

Wer was warum tat oder nicht, interessie­rt auch die Staatsanwa­ltschaft Oldenburg. Die Justiz geht von sechsfache­m Mordverdac­ht im hiesigen Klinikum aus. Doch diese Ermittlung­en dürften bis 2018 dauern, betont ein Sprecher der Staatsanwa­ltschaft. „Wir arbeiten jetzt einmal die Tötungsfäl­le auf und dann kann man gucken, wer war in dieser Zeit wofür verantwort­lich.“

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