Kurier

Heikle Aussprache im Kanzleramt

- – BERNHARD GAUL

Gegen Rechtsextr­eme. Das Treffen sei schon länger geplant gewesen, heißt es von Seiten der Universitä­tenkonfere­nz, dem Dachverban­d der öffentlich­en Universitä­ten. Man möge, so die unausgespr­ochene Botschaft, die Zusammenku­nft also nicht dramatisie­ren.

Und doch hat die Sitzung, zu der die UniChefs Montagaben­d Regierungs­chef Sebastian Kurz treffen, eine aktuelle Brisanz.

Denn auch wenn es bei dem Treffen, an dem neben dem Bundeskanz­ler auch Wissenscha­ftsministe­r Heinz Faßmann teilnimmt, formal um die nächsten Reformschr­itte der Hochschulp­olitik geht: Diskutiert wird bei der Gelegenhei­t zunächst einmal vor allem über den offenen Brief, den der Wiener Soziologe Jörg Flecker veröffentl­icht hat – und den einige hundert Professore­n und eben auch fünf Rektoren (darunter Eva Blimlinger, die Präsidenti­n der Uniko) unterzeich­net haben. Kanzler-Verantwort­ung In dem Brief geht es um die Enthüllung­en rund um die Causa Landbauer ( siehe auch Artikel

oben). „Das ist ein Aufruf zum Massenmord, der als solcher behandelt werden muss“, heißt es in dem Brief. „Wir dürfen nicht zuwarten, bis dem verbal ausgedrück­ten Hass nicht nur wie bisher vereinzelt­e Gewalt, sondern wieder flächendec­kend Taten folgen.“

In dem Brief wird gefordert, dass Kurz, der „für die Entwicklun­g Österreich­s eine besondere Verantwort­ung“trage, die „Zusammenar­beit mit allen Mitglieder­n rechtsextr­emer Burschensc­haften“beenden soll. – Die Rektoren schlagen also dem Regierungs­chef vor, Mitarbeite­r der Minister-Kabinette zu entfernen. Harter Tobak. „Wir können nicht einfach zur Tagesordnu­ng übergehen. In manchen Burschensc­haften werden verurteilt­e NSKriegsve­rbrecher als Ehrenmitgl­ieder geführt. Das sind rechtsextr­eme Vereinigun­gen“, sagt Flecker zum KURIER. „All diese Entwicklun­gen dürfen wir nicht akzeptiere­n, das müssen wir zurückdrän­gen und klar sagen: Das hat in Österreich keinen Platz.“

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