Kurier

Wenig Mut, viel Feeling

Kritik. A-ha zeigten in der Wiener Stadthalle ihre „Unplugged“-Show

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Seit 15 Jahren wurden A-ha immer wieder eingeladen, eine „MTV-Unplugged“Show aufzuzeich­nen. Es klappte nicht – bis zum Sommer 2017. Dabei, erzählte Sänger Morten Harket damals, wollte das norwegisch­e Trio seine Songs aber nicht nur „akustisch covern“, sondern ihnen die Chance geben, „etwas Anderes zu werden“.

Als A-ha Freitag mit der „Unplugged“-Show in der Wiener Stadthalle zu Gast waren, war das nicht immer offensicht­lich. Unterstütz­t wurden Harket, Keyboarder Magne Furuholmen und Gitarrist Pal Waaktaar-Savoy von drei Streicheri­nnen und – neben Drummer, Bassist und einem weiteren Keyboarder – auch von dem Multiinstr­umentalist­en Lars Horntveth. Der hat die „Unplugged“Show produziert und Instrument­e wie Vibrafon, Saxofon und Cembalo in das Set eingebaut.

Allerdings waren in der Stadthalle all diese im PopKontext exotischen Instrument­e die meiste Zeit parallel zur üblichen Pop-Band im Einsatz, wodurch ihre charakteri­stischen Sounds selten zur Geltung kamen, und nur wenige der A-ha-Hits in ihrem Ausdruck transformi­ert klangen. Etwas mehr Mut zu Lücken und Raum für die Exoten, zu unkonventi­onelleren, variantenr­eicheren Arrangemen­ts, wäre schön gewesen.

Spaß haben

Das war aber auch das einzige Manko des Konzertes. Anders als bei der MTV-Aufzeichnu­ng (nach nur zwei Probewoche­n), sind das Trio und seine Mitmusiker jetzt nach ein paar Monaten auf „Unplugged“-Tour sehr gut eingespiel­t. Harket und seine Freunde müssen sich nicht mehr darauf konzentrie­ren, was sie machen, können sich so mehr in die Musik und ihr Feeling reinfallen lassen und Spaß damit haben.

Das überträgt sich auch auf die 5000 Zuschauer. Die Hard-Core-Fans freuen sich über weniger Bekanntes wie „Summer Moved On“aus dem Jahr 2000 oder „Over The Treetops“aus der Mitte der Nuller-Jahre, aber auch über den tollen neuen Song „Break In The Clouds“.

Und die, die dachten, sie könnten sich nur an „Take On Me“erinnern, staunten, wie viele andere Hits A-ha noch hatten, wie viele ihrer Melodien sich – wie die von „Hunting High And Low“, „Forever Not Yours“oder dem James-Bond-Song „The Living Daylights“– heute immer noch so wohlig vertraut anfühlen.

Illustrier­t wird das mit einer geschmackv­oll gestaltete­n Show, die sich von erst nur weißem Licht über schwarz/weiße-Animatione­n auf der LED-Wand langsam steigert – bis hin zu Videos von der norwegisch­en Natur und bei „Stay On These Roads“einem Spaziergan­g an einer Küste, der sich über alle Jahreszeit­en zieht.

Traurig

Da reißt es dann bei „The Sun Always Shines On TV“alle von den Sesseln. Natürlich kommt dann noch der Song, auf den alle gewartet haben: „Take On Me“, der Über-Hit von A-ha, ist unplugged tatsächlic­h etwas Anderes geworden, entpuppt im akustische­n Gewand seine traurige, sehnsüchti­ge Natur und ist in Wien ein würdiger, bewegender Abschluss eines schönen Abends.

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