Kurier

Der erste Flug der Falcon Heavy befeuert den Weltraum-Wettstreit

Die gelungene Premiere der stärksten Rakete der Welt rüttelt die ganze Branche durch.

- VON DAVID KOTRBA

Am Dienstagab­end erlebten Millionen Raumfahrt-Fans rund um die Welt eines der größten Spektakel aller Zeiten. Dabei ging es um relativ wenig. Das privateRa umfahrtunt er nehmenSpac eX wollt eden ersten F lugtest seiner neuen Trägerrake­te FalconHeav­y durchführe­n. Es wurden weder Menschen zu anderen Himmelskör­pern befördert noch wissenscha­ftlich bedeutende Erkenntnis gewinne damit angestrebt.

Die Erwartunge­n waren dennoch hoch. Schließlic­h handelt es sich bei der Falcon Heavy um die aktuell stärkste Rakete der Welt, also quasi um ein Symbol für die menschlich­e Fähigkeit, den Weltraum zu erobern.

Aliens treffen Auto

Die Auswirkung­en des beinahe vollständi­g nach Plan abgelaufen­enFluges von Dienstags indvielfäl­tig.E in Resultat ist etwa, dass nun ein roter Tesla Roadster samt Puppe im Raumanzug (der „Starman“) und dem Spruch „Don’t Panic!“(ein Zitat aus „Per Anhalter durch die Galaxis“vonDoug las Adams) auf dem Weg in die Tiefen des Sonnensyst­ems ist. Der Gedanke an die Zwecklosig­keit dieses Umstandes amüsiert SpaceX-Gründer Elon Musk ungemein. „Sollten Außerirdis­che jemals darauf stoßen, werden sie sich vielleicht fragen: Hat diese Spezies dieses Auto als Gottheit verehrt?“, meint eder 46- jährige Milliardär schmunzeln­d, nachdem erste Bilder des Autos vor der blauen Erdkugel per Internet-Streamrund­umden Globus verbreitet wurden.

Die Umlaufbahn des Roadster geriet etwas weiter als geplant. Eigentlich sollte das Auto lediglich dem Mars nahekommen, nun wird es wahrschein­lich so garden Asteroiden­gürtel zwischen Mars und Jupiter erreichen. Ein Schnitzer passierte jedoch: Der zentrale Raketenboo­ster, der eigentlich selbststän­dig auf einer Plattform im Meer sanft landen sollte, knallte mit 500 km/h direkt daneben auf die Wasserober­fläche. Die beiden anderen Booster beeindruck­ten jedochmite­inerperfek­ten, aufrechten Parallel-Landung in Florida.

Kampfpreis

Große Auswirkung­en wird der erfolgreic­he Testflug auf den gesamten Weltraum transport sektor haben. Spac eX will Flüge mitd er FalconHeav­y für künftig 90 Millionen Dollar (73 Mio. Euro) anbieten. Das ist ein Kampfpreis. Ein Start der Delta-IVRakete des US-Unternehme­ns ULA (ein Joint Venture der Rüstungsko­nzerne Lockheed-Martin und Boeing) kommt auf 435 Mio. Dollar (352 Mio. Euro) – kann aber nur die halbe Nutzlast der FalconHeav­y aufnehmen.

Durch die Wiederverw­endbarkeit derBo ost er spart SpaceX so viel Geld, dass selbst Unternehme­n aus China und Indien beim Preis pro Kilogramm Nutzfracht unterboten werden. Elon Musk ist klar, dass die Konkurrenz nicht schläft und gibt sich kampflusti­g: „Wir wollen ein neues ,Space Race‘. ,Space Races‘ sind spannend.“

Private Player

Wie das Duell um die Vorherrsch­aftim Weltraum zwischen den USA und der Sowjetunio­n zu Zeiten des Kalten Krieges wird das neue „Space Race“nicht ablaufen. Private Unternehme­n nehmen heute eine wesentlich wichtigere Position ein. Im Segment der „super heavylift launch vehicles“gibt es aber aktuell nicht viele Mitbewerbe­r. NebenULAis­tno ch BlueOrig in von AmazonGrün­der Je ff Bezos zu erwähnen. Das Unternehme­n arbeitet an der Rakete„ New Glenn“, die 45 Tonnen in den Erdorbit befördern soll.

Übertroffe­n werden könnte die Falcon Heavy vom Space Launch System (SLS), einem Gemein schafts projekt mehrerer US-Unternehme­n. Die Rakete soll aber eher einer bemannten Mars-Mission als dem Transportv­on Satelliten in den Erd orbit dienen. UndSpac eX arbeitet bereits an einer weiteren Rakete, die bis zu 150 Tonnen in den Orbit heben kann. In Elon Musks schrägem Stil wurde sie „Big Fucking Rocket“(BFR) getauft.

 ??  ?? Grafik: Breineder Foto: Joe Burbank/ Orlando Sentinel via AP)
Grafik: Breineder Foto: Joe Burbank/ Orlando Sentinel via AP)

Newspapers in German

Newspapers from Austria