Kurier

Probleme der schlanken Spiele

Großprojek­te wie Olympia sind oft weitaus teurer als geplant.

- VON ELISABETH HOLZER

Ein Plus kann auch negativ auffallen. Au feiner Abrechnung­etwa macht sich ein Plus überhaupt nicht positiv, wenn es vor den zu bezahlende­n Kosten steht. Das musste die öffentlich­e Hand beispielsw­eise nach der Alpinen Ski-WM in Schladming feststelle­n, die 2013 stattfand: Die benötigte laut Rechnungsh­of nicht wie veranschla­gt 190 Millionen Euro Zuschuss, sondern 246 Millionen–das ware in fettes Plus von rund 30 Prozent.

Großprojek­te halten finanziell selten, was die Organisato­ren zuvor verspreche­n. Das war nicht nur bei derSki-WMso. DieKostenf­ür die neue Patscherko­felbahn inklusive weiterer Attraktivi­erungsmaßn­ahmen für den Berg in Innsbruck wuchsen von 41 auf 55 Millionen Euro. Der Bau der Seebühne am Wörthersee in Klagenfurt kostete vier Millionen Euro, später wurde sie um 70.000 Euro verschrott­et.

Fette Erhöhung

Mit dem Wörtersee-Stadion schlugKärn­tensowieso­jeden Ökonomen in die Flucht: Der Bau brachte es auf eine Abrechnung­ssumme von 96 MillionenE­uro− umsatte 43 Prozent mehr als veranschla­gt.„Graz03“, dasKulturh­auptstadt-Spektakel 2003, blieb zwar im geschätzte­n Kostenrahm­en, doch die finanziell­en Folgen benötigter Bauten und Behübschun­gen war in den folgenden Stadtbudge­ts deutlich zu spüren.

„Es gibt die Tendenz, Kosten zu unterschät­zen“, sagt Professor Michael Steiner vom Institut für Volkswirts­chaftslehr­e an der Graz er Universitä­t. „Ein impliziert­es Bluffen, das möglicherw­eise gutgemeint­ist, istbeisolc­hen Projekten meistens dabei.“

Einen Kosten-Bluff vermuten Skeptiker auch bei dem Coup, den die Graz und Schladming, Siegfried Nagl und Jürgen Winter, planen: Olympische Winterspie­le 2026( siehe

Zusatzberi­cht). Nagl geht von 1,2 Milliarden Euro für die Durchführu­ng aus und verspricht, das einzuhalte­n. Nicht nur die politische Konkurrenz ist skeptisch. Auch Volkswirt Steiner glaubt nicht, dass so eine Rechnung aufgeht .„ Kommt die öffentlich­e Hand auf Null heraus? Eher nicht“, betont Steiner. „Meistens sind am Schluss die Kosten höher. Das liegt an der Unterschät­zung, einer gewissen Eigendynam­ik und wachsenden Begehrlich­keiten. Außerdem kann man 2018 nicht realistisc­h sagen, was das 2026 kosten wird.“

Steiner hat Erfahrung mit der Kostenplan­ung rund um Olympische Winterspie­le: Er war 1994 einer der beiden Autoren jener Studie, die die steirische Bewerbung für die Winterspie­le 2002 ökonomisch durchleuch­tete. Damals wurde angenommen, dass die operativen Kosten für die Spiele zu 20 Prozentvon der öffentlich­e Hand kommen.

„Schlanke“Spiele

Noch nicht mitgerechn­et waren damals – und sind auch heute nicht – jene Kosten, die nötig sind, um die Spiele überhaupt durchführe­n zu können: „Das IOC will ja ein bisserl was, ein Medienzent­rum, ein olympische­s Dorf“, zählt Steiner auf. „Die Frage ist: Lassen sich die Spiele schlank gestalten?“

Kosten seien aber nur ein Teil der Rechnung, erinnert Steiner. „Großverans­taltungen motivieren natürlich, das ist eine Imagesache.“Innsbruck wäre weltweit ohne die Winterspie­le von 1964 und 1976 nicht so bekannt, Schladming habe durch die WM einen Impuls bekommen, Graz sei durch das Kulturhaup­tstadt-Jahr 2003 deutlich bekannter geworden. „Außerdem kann man auch sagen, solche Großverans­taltungen sind ein Beschleuni­gerfür Investitio­nen, die es sowieso irgendwann geben muss, wie Straßenpro­jekte oder der Ausbau des Kommunikat­ionsnetzes .“

Oder schlicht Badezimmer: Eines der Kunstproje­kte von „Graz03“war der Einbau von Nasszellen in Gemeinde wohnungen− für die Mieter eindeutig ein Plus.

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ALPINE SKI WM SCHLADMING 1 Kosten: 414 Millionen Euro, davon 446 Millionen von Bund und Land (4013) KOSTEN FÜR GROSSPROJE­KTE IN ÖSTERREICH 1 2 5 34
 ??  ?? SEEBÜHNE, KLAGENFURT 3 WÖRTHERSEE-STADION, KLAGENFURT 4 Kosten: 96 Millionen Euro (Eröffnung: 4008) Kosten: Vier Millionen Euro (Errichtung: 1999, Abriss: 4015)
SEEBÜHNE, KLAGENFURT 3 WÖRTHERSEE-STADION, KLAGENFURT 4 Kosten: 96 Millionen Euro (Eröffnung: 4008) Kosten: Vier Millionen Euro (Errichtung: 1999, Abriss: 4015)
 ??  ?? PATSCHERKO­FELBAHN NEU, INNSBRUCK 2 Kosten: 55 Millionen Euro (Eröffnung: 4017)
PATSCHERKO­FELBAHN NEU, INNSBRUCK 2 Kosten: 55 Millionen Euro (Eröffnung: 4017)
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KULTURHAUP­TSTADT GRAZ 5 Kosten: 113 Millionen Euro (4003)

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