Tod des Tycoons
China-Konzern in Nöten. Wang Jian, Gründer mächtigen HNA-Konzerns, verunfallte in Europa tödlich. Chinesischer Gigant hat immense Schulden.
Es ist genau dieses Panorama, das Bonnieux zu einem Touristen-Magneten macht: Das kleine südfranzösische Städtchen mit seinen mittelalterlichen St einmauern eröffnet einen Rundum blick weit über dieProvence, vonAvignonbis über Mont Ventoux hinaus.
Einem der mächtigsten Manager Chinas wurde dieser malerische Blick zum Verhängnis. WangJian(57), Mitbegründer und Co-Verwaltungsratschef des riesigen HNA-Konzerns, stürzteinden Tod, als er mit seiner Familie für ein Foto posieren wollte. Laut Angaben der Gendarmerie habe Wang Jian versucht, eine Mauer zu erklimmen. Nach einem gescheiterten Anlauf habe er Schwung geholt und sei zehn Meter in dieTie fege stürzt. Die R et tungs kräfte konnten ihn nicht mehr wiederbeleben.
HNA bestätigte in einer Aussendung, dass Wang am Dienstag an seinen schweren Verletzungen gestorben sei. Der tragische Tod fällt in eine schwierige Zeit: HNA hatte eine schwindel erregen- de Expansion betrieben. In den vergangenen Jahren hat das Konglomerat weltweit Beteiligungen um geschätzte 50 Milliarden Dollar zusammengekauft– undsichkräftig überhoben. Laut Bloomberg musste HNA 2017 satte fünf Milliarden Dollar Zinskosten für einen 94-Milliarden-Dollar-Schuldenberg stemmen.
Auch zu Österreich gibt es einen Bezug: HNA hatte im Mai 2017 die Mehrheit an der börsenotierten Wiener Fonds gesellschaft C- Quadrat übernommen. Im April 2018 gab es grünes Licht von der Finanzmarkt aufsicht. Über C-Quadrat beteiligte sich HNA um rund 3,4 Milliarden Euro an der Deutschen Bank und stieg zum größten Aktionär neben der Herrscherfamilie aus Katar auf.
Peking stoppt den Kurs
Ab Sommer traten allerdings Chinas Behörden kräftig auf die Bremse. Sie untersagten expansionswütigen Konzernen wie HNA, dem Immobilienriesen Wanda (aktuell Bandensponsor der FußballWeltmeisterschaft in Russland), Finanzinvestor Fosun oder Versicherer Anbang Übernahmen – besonders, wenn sie Fußballverein eo der Filmstudios betrafen, die fernab der verordneten Hightech„MadeinChina2025“waren.
HNAmusstewe gen seiner Finanz-Engpässe kräftig zurückrudern: DerAnteilander Deutschen Bank wurde von 9,9 auf 7,8 Prozent reduziert. Aktien anden Hotel ketten Hilton, Park Hotels& Resorts und dersp anis chenNH Hotels stehen zum Verkauf.
Die Schlüsselfigur des Expansionskurses warWangJi an. Erka maus der Luftfahrt branche, hatte zudem in den Niederlanden Management studiert.Wanggal tals strategischer Kopf vonHNA,d er die operativen Geschäfte führte. Er hielt einen Anteil von knapp 15 Prozent–das MagazinForb es schätzte sein Vermögenzuletzt auf 1,7 Milliarden Dollar. Sein formal gleichberechtigter Kompagnon ChenFeng(65)i st hingegen dasHNA-Ge sicht inder Öffentlichkeit. Chen war kürzlich, am25. Juni, inWien beider Standort konferenz der Bundesregierung.
Für heftige Kritik sorgte stets das undurchsichtige Firmengeflecht. Kontrolliert werden 52 Prozent der HNAAktien von zwei Stiftungen in New York und China. Auf diese gehen laut Reuters die 15-Prozent-AnteilederGründer im Todesfall über.
Wirklich ein Unfall?
Ohne Duldung Pekings wäre der HNA-Aufstieg nicht möglich gewesen, sagen ChinaKenner. Viele Fäden laufen auf der Ferieninsel Hainan, „Chinas Antwort auf Hawaii “, zusammen. Deren Provinz regierunghatte jüngst aber ausgeschlossen, Haftungen für HNA zu übernehmen. Wang selbst hatte Anfang des Jahres in internen Mails die Finanzprobleme auf eine „Verschwörung reaktionärer Kräfte“gegen die Kommunistische Partei und Präsident Xi Jinping zurückgeführt.
Stößt in China Firmenchefs etwas zu, sind Gerüchte nicht weit. Schon öfter waren Bosse kurzfristig verschollen. Laut Augenzeugen deutet bei Wang aber alles auf einen Unfall hin. Eine Autopsie soll die Todesursache klären.