Kurier

Hirschers neue Ziele

Der Skistar fühlt sich noch nicht bereit fürs Karriereen­de.

- VON CHRISTOPH GEILER

Marcel Hirscher hat kaum einen Fuß auf den Steg der Schlossfis­cherei in Fuschl gesetzt, da beginnt auch schon der übliche Wahnsinn. Kameraleut­e und Fotografen drängen sich im Kampf um die beste Position beinahe gegenseiti­g in den See, eine Schulklass­e auf Wandertag schreit sich in der Hoffnung auf einige Selfies die Kehlen wund, und dann hat sich als enervieren­der Zaun gast auch noch eine quietschfi­dele Entenfamil­ie eingestell­t. Aufregung, Lärm, Getümmel – so ist das immer und überall, wenn Marcel Hirscher auftaucht.

Er selbst hat sich über die Jahre längst an diesen Rummel gewöhnt. Seinem Nachwuchs, der in drei Monaten auf die Welt kommt, will der 29-Jährige diese Nebengeräu­sche allerdings ersparen. Und so nutzt der Superstar und angehende Vater seinen Medien tag auch für einen Appell an die Öffentlich­keit: „Privates soll bitte auch äußerstpri­vat gehalten werden. Da werde ich in Zukunft sehr achtsam sein. Niemand will, dass Bilder von seinen Kindernin den Zeitungen und im Internet auftauchen.“

Auch Fragen nach seiner Hochzeit mit Langzeit freundin L aura lässtHirs ch erunbe antwortet, viel lieber spricht der siebenfach­e Gesamt welt cupsieger über ...

– Seine sportliche Zukunft

„Man wird mich in der kommenden Saison im Weltcup sehen, in welcher Form auch immer. Ichbinmoti­viert, weiter Rennen zu fahren, weil meine Liebe zum Skifahren, die Liebe zu diesem Sport, wahnsinnig groß ist. Im Endeffekts­teckt da eine Sucht dahinter. Ich bin zum jetzigen Zeitpunkt einfach noch nicht bereit, aufzuhören.“

–Rücktritts gedanken„ Solche Momente hat es bei mir definitivg­egeben. Nichterstn­ach der letzten Saison, das zieht sich jetzt schon über Jahre. Ich habe ernsthaft darüber nachgedach­t, wie es weitergehe­n soll. Ob das schon alles dafür steht – oder nicht.“– Die neue Herausford­erung als rennfahren­der Vater„ Natürlich ist das jetzt ein Einschnitt. In den vergangene­n 15 Jahren hab eich in meinem Leben alles dem Profi sport untergeord­net. Jetzt gibt es mehrere Prioritäte­n. Deswegen werde ich schon auch genau abwägen müssen, was wichtig und notwendig ist. Inwieweit bin ich etwa bereit, drei Wochen bei der WM in Åre zu sein? Vielleicht bin ich auch nur zwei Tage dort. Im Moment gibt es viele Fragezeich­en, aber eines weiß ich: Die Zeiten, in denen sich alles nur um den Sport gedrehthat, diesindvor­bei. Das wird es nicht mehr spielen, und ich will das so auch nicht mehr machen.“ – Seine Abfahrtsam­bitionen „Ich habe nicht mehr die Energie, um solche Projekte in Angriff zu nehmen. Ich habe für mich den Anspruch, dass ich zu den Besten gehöre, aber das wird in der Abfahrt nicht funktionie­ren. Ich bin nicht bereit, dafür so viel Zeit zu investiere­n.“

– DieSaisonp­lanung „Ichschiebe alles so weit wie möglich hinaus. DasersteTr­ainingauf Schnee, vielleicht auch das erste Rennen. Es ist im Moment nicht sicher, dass ich beim Auftakt in Sölden am Start bin. Wenn die Schneelage gut ist, wenn es Spaß macht und wenn ich eine Leichtigke­it verspüre, dann gerne. Aber es gibt in meinem Leben auch andere Parameter, die wichtig sind .“

– Den vergangene­n Winter

„Die letzte Saison war die schönste und zugleich auch die einfachste. Auch bedingt durch meine Verletzung im Sommer. Ich habe deshalb lange Zeit überhaupt keinen Druckversp­ürt, vonallenSa­isonen hat mich der letzte Winter am wenigsten Energie gekostet. Trotzdem war ich nach dem Weltcupfin­ale im Eimer, da kommt dann bei mir immer die körperlich­e und mentale Leere.“

– Seine Prioritäte­n „Man muss sich das vorstellen: Einige Kollegen packen jetzt schon wieder ihre Skischuhe zusammen. Das habe ich lange genug auch so betrieben. Ich aber will einen Mittelweg finden, das heißt: mehr Lebensqual­ität her einzubring­en, indem ich mehr Zeit für mich und meine Familie habe. Und trotzdem den Profisport nicht aufgeben. Mir ist bewusst, das sich jetzt mehr Aufgaben habe als früher. Ich bin nicht mehr nur der Skisportle­r und die Person der Öffentlich­keit, sondern auch Familienva­ter. Und das möchte ich sehr ernst nehmen, weil ich mich sehr darauf freue.“

– Das Karriereen­de „Es wäre mir extrem schwergefa­llen, jetzt aufzuhören. Das wäre ein drastische­r Schritt gewesen. Wenn man so will, lasse ich es eher langsam ausklingen. Ich habe zwar immer gesagt, dassichdas­sonichtmac­hen will, aber es sieht so aus, als wäre das der einzige Weg für mich. Auch wenn die Gefahr sicher riesengroß ist, dass man den richtigen Zeitpunkt zum Aufhören verpasst. Das ist mir sehr wohl bewusst, aber dieses Risiko gehe ich ein. Ich habe nicht den Schneid und die Courage um zu sagen: ,Das war’s jetzt, auf Wiedersehe­n.‘ Dafür stehe ich zu gerne auf den Brettl’n. Es wäre schade, jetzt aufzuhören.“

– Die Fußball-WM „Bei mir ist die WM noch nicht so angekommen. Ich hab’ einmal kurzaufged­reht, esabernich­t so spannend empfunden. Ich hock’ lieber auf der Terrasse und denk’ übers Leben nach.“

 ??  ??
 ??  ?? Großes Interesse: Marcel Hirscher musste beim Medientag viele Fragen beantworte­n
Großes Interesse: Marcel Hirscher musste beim Medientag viele Fragen beantworte­n

Newspapers in German

Newspapers from Austria