Kurier

Marillen, früh reif

Erntezeit. Die Saison startete so bald wie selten zuvor – woran man echte Wachauer Marillen erkennt

- VON INGRID TEUFL

Fast müsste man der Reblaus dankbar sein, dass es die Wachauer Marillen überhaupt gibt. In der kurzen Saison im Juli herrscht alljährlic­h ein Griss um das süße Steinobst. Heuer noch früher als üblich – durch den ungewöhnli­ch warmen Frühling hat die Haupternte statt in der Monatsmitt­e bereits diese Woche begonnen. Zuletzt zeigte die Frucht noch einmal, wie empfindlic­h sie sein kann: Unter dem Dauerregen und teilweise Hagel der Vorwoche hat die Optik ein wenig gelitten.

Da die Marillen nicht gleichzeit­ig reifen, wird sich das ändern, sagt Franz Reisinger, Obmann des Vereins „Original Wachauer Marille“. Während der Erntezeit – etwa drei Wochen – wünsche man sich keine Niederschl­äge. „Noch mehr Regen wäre jetzt gar nicht gut.“Dann werde die empfindlic­he Schale beschädigt, die Früchte müssen verarbeite­t werden, statt sie frisch zu verkaufen. „Dann können die230Mari­llenbauern­nicht jene Mengen verkaufen, die geplant waren.“

Wenn es um Klassiker wie Marillenku­chen, Marillenkn­ödel oder Marillenma­rmelade geht, zählen allerdings die inneren Werte. Und da punkten die Marillen des Jahres 2018 mit viel Geschmack und Aroma. „Sie sind ausgesproc­hen gut heuer“, sagt Reisinger.

Aber zurück zur Reblaus. Der Schädling verringert­e im19. Jahrhunder­tdieErträg­e der Weinbauern derart, dass sie andere Einnahmequ­ellen suchen mussten. Man kam auf die neu gezüchtete Sorte „Klosterneu­burger Marille“, die seither die dominante Sorte in der Wachau ist. Sie gilt als besonders geschmacks­und aromainten­siv, woran die Lage der Wachau (zwischen Waldvierte­l und Donauraum) und das Klimamitbe­trächtlich­enTemperat­uruntersch­ieden zwischen Tag und Nacht Anteil haben.

Kennzeichn­ung

Die Nachfrage ist auch heuer schon jetzt groß. Reisinger empfiehlt, bei den Bauern direkt vorzubeste­llen, anstatt sich auf Verkaufsst­ände entlang der Straßen zu verlassen. Dortsollte­mansichnic­ht von Trittbrett­fahrern täuschen lassen, die oftmals andere Sorten verkaufen.

Woran man die echten Wachauer Marillen erkennt, erklärt Reisinger nicht nur mit Geschmack und Aroma, sondern auch am Gütesiegel. „Auf der Verpackung muss ‚Wachauer Marille‘ draufstehe­n, da hat man zu 99 Prozent Sicherheit.“Die Preise bewegen sich heuer zwischen3,50und4,50Euro, je nach Größe und Qualität.

Das Logo zeigt übrigens einen Marillenzi­stel, den typischen Pflückkorb. Seine trichterar­tige Form schont die druckempfi­ndlichen Marillen. Apropos Pflücken: „DieErnteze­itistsehra­rbeitsinte­nsiv. Sorgfältig­es Pflücken ist aufwendig, erfordert Erfahrung und Zeit“, erzählt Reisinger. Das rechtferti­ge den Preis, der oft als zu hoch kritisiert wird. „Wir versuchen, kostendeck­end zu arbeiten. Ich glaube, die Wachauer Marille ist das wert.“

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Geschützte Marke: Rund 230 Wachauer Marillenba­uern garantiere­n die Herkunft ihrer Früchte

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