Kurier

Türkei hebt ab, Kroatien ist teuer

Wo es heuer teuer ist und warum es keine Last-minute-Angebote gibt, erklärt Chefin Helga Freund

- VON SIMONE HOEPKE

KURIER: Wo kann man heuer günstig Urlaub machen? In der Türkei?

Helga Freund: Ja, definitiv. Eine Woche all-inclusive in der Türkei ist 150 Euro günstiger als eine Woche Halbpensio­n in Spanien. Viele Österreich­er fliegen deshalb heuer wieder in die Türkei, wir haben ein Umsatz-Plus von mehr als 200 Prozent. Zusätzlich macht der Verfall der türkischen Lira das Reiseland momentan noch attraktive­r.

Gibt es jetzt überhaupt noch viele freie Plätze?

Die Türkei ist sehr gut gebucht, es kommen wieder viel mehr Gäste aus Deutschlan­d, Frankreich und halb Westeuropa. Und man darf nicht vergessen, dass die Urlauber aus Osteuropa, Russland und Israel dem Land treu geblieben sind.

Zuletzt sind viele ehemalige Türkei-Urlauber nach Spanien geflogen. Ist das vorbei?

Wir haben in Spanien ein leichtes Minus von fünf Prozent. Kroatien hat im Vergleich dazu aber einen Rückgang von knapp sechs Prozent. Ich nehme an, weil die Preise zuletzt zu sehr angezogen haben. Die kroatische Küsten war letztes Jahr gut gebucht, heuer gibt es im Juli und August noch relativ viele freie Kapazitäte­n.

Gibt es generell noch klassische Last-minute-Angebote?

Nein, diese Zeiten sind vorbei. Die Reiseveran­stalter kaufen heute viel konservati­ver ein, damit gibt es keine Überkapazi­täten mehr an Markt, die dann verschleud­ert werden. Zumindest für Pakete – also Flug, Transfer und Hotel – werden Sie keine Angebote finden, die günstiger sind als jene mit Frühbucher-Bonus. Es zahlt sich aus, früh zu buchen. Auch, weil man sich dann noch aussuchen kann, wohin man fährt. Was es jetzt aber gibt, sind billige Flüge.

Dank der neuen Billigflie­ger in Wien. Werden diese den Markt beflügeln?

Von neuen Angeboten profitiert immer die ganze Branche, genauso wie der Wegfall der Air Berlin zuletzt dem gesamten Standort geschadet hat. Derzeit ist ja auch im Gespräch, dass Airlines aus der Golfregion, die Air Arabia und Saudia, nach Wien starten. Trotz all dem kann man schwer sagen, wie das Angebot in einem Jahr ausschauen wird. Die Kampfpreis­e,mitdenendi­eBilligair­lines jetzt den Wettbewerb anheizen, wird es nicht ewig geben.

Als fix gilt dagegen, dass es im Sommer zu einem Chaos am Flughimmel kommen wird. Macht Sie das nervös?

Unseren Mitarbeite­rn – egal, ob in den Ruefa-Reisebüros oder im Business-Travel-Bereich – wird das viel Arbeit bringen. Und natürlich verdienen wir nichts daran, wenn wir einen Flug für unseren Kunden zwei, drei Mal umbuchen müssen. Kostenseit­ig trifft es uns zudem bei Pauschalre­isen, bei denen wir für alle Änderungen auch finanziell aufkommen müssen. Es wird ein spannender Sommer.

Wird das Chaos den Reisebüros auch mehr Kunden bringen, die mit dem guten Gefühl wegfliegen wollen, dass sich im Fall des Falles jemand um alles kümmert?

Das ist bestimmt so. Außerdem sehen wir auch, dass viele mit der Komplexitä­t der Tarife schlicht überforder­t sind.

Inwiefern?

Sie finden sich im Tarifdschu­ngel der Airlines nicht mehr zurecht oder wollen sich nicht damit auseinande­rsetzen. Oft, weil sie einmal einen vermeintli­ch billigen Flug gebucht haben und letztlich draufgezah­lt haben – etwa beim Aufgabegep­äck.

Zuletzt sind viele ohnehin lieber mit dem Auto auf Urlaub gefahren, wovon auch das Urlaubslan­d Österreich profitiert hat. Auch diesen Sommer?

Wir haben zwar ein Plus bei den Buchungen in Österreich, aber es melden sich heuer deutlich mehr Hoteliers als im Vorjahr bei uns, weil sie noch freie Kapazitäte­n haben.

Das heißt, für Österreich-Urlaube schnüren Sie jetzt noch Aktionen, um die Nachfrage anzukurbel­n?

Natürlich versuchen wir, die freien Zimmer zu füllen. Es wird Aktionen geben, unter anderem über HoferReise­n. Die Österreich­er und Deutschen buchen auch heuer viele Zimmer in Österreich, aber wir sehen, dass weniger Italiener kommen. Sie machen heuer wieder mehr Urlaub in ihrem eigenen Land.

Womit punktet Österreich?

Einfach nur drei Tage in einem österreich­ischen Hotel buchen immer weniger Kunden. Es geht immer mehr darum, Erlebnisse zu verkaufen. Ein Turbo sind die EBikes, egal ob auf Strecken entlang der Donau oder als Mountainbi­ke in den Bergen. Die 600 E-Bikes, die wir in unseren Paketen haben, sind gut ausgelaste­t. Auch wandern wird mittlerwei­le gut inszeniert – etwa als Trekkingto­ur von Hütte zu Hütte. Die Zeiten, in denen man am Urlaub nur am See gelegen ist, sind vorbei.

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Eine Woche all-inklusive in der Türkei ist um 150 Euro günstiger als eine Woche Halbpensio­n in Spanien, sagt Helga Freund
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„Am besten früh buchen“, rät Verkehrsbü­ro-Chefin Freund

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